Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

273 s ich als „Bruederschafft Marie zart" mit Versen auf den Schwibbogen der Kirche 848 ) . Es handelt sich bei diesen und anderen Anklängen an die katholische Vorzeit um Überreste und Ausläufer. Auf ein neues Blatt gehört der B r u der s c h a f t s g e danke im Dienste d e r inneren katholischen Wiederaufbauarbeit gegen E n d e c1 e s 1 6. J a h r h u n d e r t s. Die durch Reformäbte erneuerte Prälatur des Landes griff in ihren tüchtigsten Vertretern die alte Bruderschaftsidee auf und verwendete sie zur Bildung katholischer Zellen inmitten einer größtenteils lutherischen Umgebung. Als erster führte Abt B u r c k h a r t F u r t e n b a c h e r v o n L a m b a c h (1585-1599) die „Erzbruderschaft der hl. Jungfrau von öttingen" in der Pfarrkirche von Lambach ·ein 849 ) . 1592 gründete Abt J o h a n n e s C h r i s t o p h o r u s v o n Mo n d s e e die „Wolfgangbruderschaft" in St. Wolfgang, deren Mitglieder als öffentliches Abzeichen ein Bildnis des hl. Wolfgang oder ein geweihtes Hackl trugen 850 ) . Im Zusammen- hang mit der Besetzung der Landeshauptmannstelle durch den ent- schiedenen Vorkämpfer der katholischen Erneuerung Hans Jakob Frei- herrn von Löbl (1592- 1602) stand die Einführung der Sakraments- bruderschaft an der Stadtpfarrkirche von Linz, wodurch die alte Corpus Christibruderschaft ihre Wiederauferstehung feierte. Es berührt den Kenner der leidenschaftlich gespannten Verhältnisse im damaligen Linz, in dem der vom Kaiser bestimmte Landeshauptmann den katholischen Standpunkt gegen eine fast hundertprozentige protestantische Bürger- schaft und gegen eine ebenso eingestellte Landschaft vertrat, eigen- iümlich, wenn 1593 Mai 25 Kardinal Ascanio Columna, Protektor der Corpus Christibruderschaft, auf Verwendung des Generalvikars Klesl und des Passauer Bischofs Urban von Trennbach der Linzer Sakra- mentsbruderschaft die von Gregor XIII. der Bruderschaft zugewende- ten reichen Ablaßschätze vermittelte 851 ). Unter den Gebetsmeinungen erscheint die „Erhöhung des katholischen Glaubens, Austilgung der Häresien und Ungläubigen" . Beispiellos erbitterte Kämpfe an der Front der politischen Machtverhältnisse sollten noch folgen. Immerhin zeigen ,diese Ansätze, daß die katholische Kirche die Kerngedanken des alten Bruderschaftswesens nie aufgegeben hatte, sondern sie neuverjüngt in den Dienst der katholischen Erneuerung stellte. 848 ) Die Verse abgedruckt bei Pröll L., Schlägl, S. 128, Anm. 2. 6 <9) Sehmieder P., Breve Chronicon, p. 30. 6 • 0 ) Kanzler G., Geschi chte des Marktes und Kurortes Ischl, S. 182. 8 • 1 ) Das interessante Stück im Landesarchiv, Neuerwerbungen, Ur- kunden , II/1-1 . 18

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