Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

269 c) D i e Ver h ä 1t n i s s e in den Märkten und Pfarrorten. D i e „L i e b f r a u e n z e c h e" a 1s du r c h s c h n i t t 1i c h e E i n- h e i t s form. Die größeren Orte des Landes, besonders die Märkte, zeigen in entsprechender Verkleinerung das Bild der Städte. Das einzige Ergeb- nis der wenigen in dieser Hinsicht erschlossenen Orte ist der Bestand von mehreren Bruderschaften. Ebelsberg 800 ) Grieskirchen 810 ), Münz- bach811), Kirchdorf a . Kr. 812 ), Schwanenstadt 613 ) z. B. weisen durchwegs zwei und mehrere Bruderschaften auf. In Kirchdorf errichtete noch 1523 das Handwerk der Schneider mit Wissen und Willen des Vikar Siegmund Weinmaister eine Zeche an der Gregoriuspfarrkirche 814 ). überraschend aber ist es, daß auch ein so kleiner Ort wie z. B. Altenburg i. M. drei Bruderschaften hatte 815 ). In der Regel dürfen wir jedoch in !' kieineren Pfarrorten und diesen gleichgestellten Filialen e i n e Zeche als eigent- liche Pfarrbruderschaft vermuten. Daß es solche Orte ohne Bruder- schaft gab, möchte ich bezweifeln, obwohl sich ein zweifelsfreier Nach- weis nicht führen läßt. Anders lag die Sache bei Unterfilialen und Zukirchen. Hier hätte die Errichtung einer selbständigen Bruderschaft der Verselbständigung und dem Ausbruch der Kirche aus der Pfarre vorgearbeitet und war daher unerwünscht. Der Zusammenhang neu- gegründeter Bruderschaften an solchen Orten mit der Baugeschichte und der Innenausstattung der Gotteshäuser sollte nicht übersehen werden. An Orten mit einer Bruderschaft benannte sich diese meist nach U. l. Frau, weshalb man die „L i eb f rauen z e c h e" als durchschnitt- liche Einheitsform der kleineren Orte bezeichnen kann. Da dies auch für Kirchen ohne Marienpatrozinium gilt und anders benannte Bmder- schaften Maria als zweite Patronin führten, stellt der Nachweis hievon einen neuen Beweis für die Liebfrauenverehrung im Land ob der Enns dar. Frauenzechen bestanden außer den Städten, Klöstern und größeren • 0 •) Es bestanden um 1500 die St. Johanns- oder eigentliche Pfarrkirchen- zeche und die Liebfrauenzeche. Rupertsberger M., Ebelsberg, S. 132. 810 ) Noch 1544 bestanden die Bürgerbruderschaft, die Florianizeche, die Bruderschaft der Maurer und Zimmerleute. Berger F., Aus clem 16. Jahrhundert, RH., Bd. IV (1911), S. 91. 811 ) Münzbach hatte eine St. Laurenz-, Liebfrauen- und 14 Nothelferzeche. Als clie Kirche 1517 einen Annaaltar erh ielt , gründeten die Bürger die St. Anna- zeche. Ihr Schilling war 12 d. Münzbacber Urbar 1517, Abschrift aus 1679 im Diözesanarchiv, Bel. XXXXII. 812 ) Die a lte Liebfrauenzeche (1387) und die Helenabruderschaft wurden im 16. Jahrhundert vereinigt. Schreiblmayr P., Kirchdorf, S. 39 f. Daneben bestand .eine Dreifaltigkeitsbruderschaft und -zeche, die 1506 Jänner 23 von der "Witwe Agnes des , Bärtlen im Graben mit einer Wiese und 1506 Jänner 26 von Wolfgang Prugkmülner, Bürger in Kirchdorf und Margareta, seiner Hau sfrau, mit einem Krautgarten bestiftet wurde. Beide Urkunden im Marktarchiv Kirchdorf. 813 ) In Schwans sind nachweisbar die Michaelszeche und die Erhardszeche der Schuster. Daneben bestanden Vereinigungen der Bäcker, Müller, Fleisch- hauer, Huterer u . a. Ziegler A., Schwanenstadt einst und jetzt, S. ,26 und 51 ff. 814 ) Der Bekenntnisbrief von Richter und Rat im Marktarchiv Kirchdorf, Urkunden. 8 ") Um 1500 sind die St. Bartholomäi-, Gottsleichnams- und die Liebfrauen- ·zeche bezeugt. Grüll d. J., Altenburg i. M., Linzer Volksblatt, 1931 Juni 10, Nr. 132.

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