Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

268 diesen Wünschen einer alten Gepflogenheit des Adels, der sich auch außerhalb eines etwaigen Erbbegräbnisses in vielen Fällen den Kreuz- gang· eines Klosters als Ruheplatz ausersah. Zum Unterschied von den alten Landklöstern war für die Mend ik anten k 1ö s t er eine an- dere Lage gegeben. Minoriten und Dominikaner siedelten in den Städ- ten und hatten im Gedanken ·des dritten Ordens den Laien das Kloster ins Haus g·etragen. Durch den Wegfall der Hausgebundenheit war ein neuer Gemeinschaftsgedanke erwachsen, in dem nicht das einzelne Kloster, sondern der ganze Orden selbst samt dem „dritten Orden" eine Familie darstellte. Die Lage der Mendikantenklöster in den volks- reichsten Punkten begünstigte diese neue Art der Eingliederung von Laien in die große Ordensfamilie. Das Aufblühen der Städte steigerte das Ansehen diesen Klöster in Linz, Wels, Enns und Steyr. Es lag in der Natur der Sache, daß die Minoriten und Dominikaner ihre Ordens- heiligen förderten und ihre Bruderschaften diesen unterstellten 80'). Leider gestattet der Mangel der Zeugnisse keinen Einblick in das innere Leben dieser Stadtklöster. Sie waren zwar reich bestiftet, doch scheinen ihre Bruderschaften gegenüber dem Körper der an die Pfarrkirche an- geschlossenen Bruderschaften und Zechen keine hervorragende Rolle gespielt zu haben. Unabhängig von diesen zwei Richtungen klöster- licher Bruderschaftsgründungen gedieh im Umkreis der Landklöster eine dritte, bei den Landpfarrkirchen gebräuchliche Form. So war zum Beispiel nicht überall die Klosterkirche zugleich Pfarr- und Volks- kirche805), oder es sollte eine neueingeführte Bruderschaft eine Neben- kirche beleben 800 ), oder es verkörperte eine Bruderschaft an der Kloster- kirche die Pfarrzeche 807 ), oder es wollte ein Abt durch Bruderschaften das religiöse Leben in seinem Gebiet heben 808). Es ist aber offenkundig, daß die Mittelpunkte des Bruderschaftswesens die Städte und Märkte und hier wieder die Pfarrkirchen waren. Der Grund liegt klar zutage. über die Pfarrzeche hinaus ist der Verbrüderungsgedanke aufs innigste mit den Äußerungen des ständischen Gedankens in den Zechen und Zünften verbunden. Dadurch sind ihm in erster Linie Städte und Märkte als günstiger Entfaltungsboden zugewiesen. Das berufsständische Kor- porationswesen war ein starker Antrieb auch für das innerkirchliche Verbindungswesen. Die Entfremdung zwischen Bruderschaft und Zeche wurzelte in der ansteig·enden Entkräftung beider, die mittelalterliche gebundene Wirtschaftsordnung begann sich zu zersetzen und die Kraft der kirchlichen Kleinbruderschaften hatte sich erschöpft. Neue Formen trachteten ans Licht, zerbrachen aber vorerst an der ungeheuren Re- volution der Glaubensspaltung. • 0 •) Vergl. z. B . rdie Anna- und Franziskusbruderschaft im vVel ser Min<lriten- klos ter. 8 05 ) Z. B. Lambach, Engelszell, ,valdhausen. • 06 ) 1492 August 28 führte z. B. Propst Ulri ch II. von Seh l ägl die 14,5 von Dominika nern gegründete Rosenkranzbruderschaft in der Maria Angerkirche von Schlägl ein und gewährte allen Mitgliedern die Anteilschaft an den Verdiensten des Ordens. Pröll L., Schlägl, S. 104. 8 07 ) Z. B. die Fra uenzeche in Baumgartenberg. 8 08 ) So fiihrte Abt Kaspar II. von Engelszell (1495- 1504) einige Bruder- schaften in Engel szell ein. Reisacher M., Das Dekanat St. ·Johann, S. 377.

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