Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

265 ,,Ratszeche (St. Anna)" neben der „Bürgerzeche", die Kaufleutebruder- schaft neben der Krämerzeche und die St . J akobsbruderschaft als Sam- melzeche für 8 Handwerkszweig·e. Die Franziskus- und Rosenkranz- bruderschaft dürfen wir wohl in der Dominikanerkirche vermuten. Als Beispiel einer kirchlichen Stiftung von einer Zeche herrührend sei die Z e c h e d e r K 1i n g s c h m i e d - u n d S eh 1e i f e r g e s e 11 e n in d e r R ä min g von 1515 angezogen. Laut Verschreibung 101 ) be- schlossen diese Gesellen, mit Erlaubnis des Burggrafen Wilhelm Frei- herr von Rogendorf und des Abtes von Garsten, Ulrich, ihre Zeche immer in Steyr zu halten, den Altar St. Leonhard und St. Wolfgang in der Stadtpfarrkirche Steyr aufzurichten, die „Gottsleichnamszeche" zu „erheben" und ihre Zeche „Gottsleichnams- und St . Barbara-Zeche" zu benennen, jährlich an bestimmten Tagen dreimal in Steyr und einmal in Garsten J ahrtage halten zu lassen, wozu jeder Geselle zu opfern oder sein Opfer zu schick en ,hatte. J eder Bruder und jede Schwester hatte nach dem Tode auch ohne Geschäft Anrecht auf ein Seelenamt und eine Seelenmesse, bei einer Verschaffung das Recht auf mehrere Gottesdienste aus der Zechlade. Der Elendzeche wurde .an den freien Tagen der Leon- hardsaltar eingeräumt. Die Gesellen hatten sich endlich verpflichtet, das Fest corporis Christi und di e Oktav mit ihren Wehren und Hobeln zieren zu helfen, beim Grab des hl. Berthold an allen hohen Festtagen (Metten, Weihnachten, Ostern, Kirchweih) zum Frühamt eine Wachs- k erze brennen zu lassen und gewisse Mitgliedsbeiträge einzuzahlen. Diese Stiftung mit der hl. Eucharistie im Mittelpunkt, einige Jahre vo r der Glaubensspaltung·, läßt erkennen, wievi el Frömmigkeit im schwer arbeitenden Volk in der Steyrer Gegend vorhanden war. Die Stiftung ist umso beachtlicher, als die ,Messererzeche ohnehin ein eigenes Bene- fizium hatte. In W e 1s bestanden die Corpus Christi - Bruderschaft, die reiche Sebastianszeche, die Liebfrauenbruderschaft der Ledererz eche, die Messererz eche St. Barbara, die Nikolausbruderschaft der Flözer mit eigenem Benefizium auf dem Nikolausaltar, die Anna- und Franziskus- bruderschaft im Minoritenkloster , die St . J akobszeche, die Krämerzeche mit Benefizium auf dem Johannesaltar, die Zechen der Bäcker, Bäcker- knechte, Fleischhacker , Schuster, Schneider , Kürschner, Weber, Schmiede, Schleifer, Bauern u. a.7° 2 ) . In Enn s gab es !die Liebfrauen- zeche, die St. Katharinenz eche, die St . Peterzeche, die St. Laurenz Pfarrzeche, di e Armerleut(-Bettler)zeche, die Elenderleutzeche, die St. Annazeche der Schöffleute, die Zwölfbotenzeche der Fleischhauer, die hl. Geistzeche der Leinweber, die St. Niklaszeche der Lederer, die Gottsleichnamszeche der Hafner, Zechen der Bäck er , Bäckerknechte, Krämer u. a . 703 ). In Fr e i s tadt lassen sich u. a. nachweisen die Gottsleichnamszeche, die Liebfrauenzeche der Bäcker, als einziger Fall im Land die Priesterbruderschaft mit dem Dreifaltigkeitsbenefiziurn, die Zech,m der Fleischhacker, Hufschmiede, Kürschner , eine Zeche an der 79 1 ) R egis t er des S ti ftes Garsten, Diözesanar chiv, Hs. 3, BI. 44-45. 7 92 ) Me indl K ., Wels , II, a n ver schi eden en Stell en . 793 ) Sehmieder P. , Lorch und Enns, S. 68 f f ., und Schi cker J ., Geschi chte der S t adt Enns, S. 34 .

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