Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

264 boten eine gewisse äußerliche Handhabe für solche schwere Rechts- überschreitungen. Diese Entwicklung wirkte sich nur deswegen nicht so stark aus, weil der Sturm der kirchlichen Revolution das Vermögen vieler Bruderschaften verschlang und nur kümmerliche Reste für die lutherischen Prädikanten und Schulmeister hinterließ: Immerhin bilde- ten seit 1525 diese Benefizi en wichtige Einfallstore des Luthertums in Städten und Märkten und konnten trotz hartnäckigster Gegenwehr Passaus nicht abg·erieg·elt werden. Trotz des eng·en Zusammenhanges der „Zech-Bruderschaften" mit dem kirchlichen Leben muß man sich über den rein gewerkschaftlichen Charakter vieler Zechen klar sein. Sie hielten sich mit einigen Gottesdiensten, einer Steuer in das Licb,t- amt und der Beteiligung am Fronleichnamsfest im Rahmen ihrer Zeit, mehr nicht. Wenn verschiedene Zechen stärker im Vordergrund der kirchlichen Bühne standen, so konnte das besondere Gründe haben, z. B. die enge Verbindung mit der Kirche als Auftraggeberin, Wohlstand eines Gewerbes und das soziale Ansehen desselben. Wirtschaftsgeschichtlich dürften die im Hintergrund bleibenden Zechen nicht übersehen werden. Nur ein Teil der ständischen Aufbaupyramide liegt im Lichtkegel der kirchlichen Betrachtung·sweise, die soziale Gliederung· der damaligen Gesellschaft muß von einem anderen Standplatz aus ins Auge gefaßt und beurteilt werden. 2. Aus dem Vereinsnetz im Land ob der Enns. a) D i e S t ä d t e. Auch im Bruderschaftswesen stand an der Spitze der Städte das reiche Steyr. Es hatte 1525 nicht weniger als 22 Zechen, Zünfte und Bruderschaften, die einen bemerkenswerten Querschnitt durch die soziale Schichtung der Bevölkerung darstellten 700 ) . Es bestanden: 1. die Bürgerzeche St. Sebastiani, 2. U. 1. Frauen Bruderschaft- aller elenden Seelen Zeche, 3. die St. Nikolai - Bruderschaft der Fluder- und Fletzer- zeche, 4. die St. Francisci - Bruderschaft, 5. U. 1. Frauen Rosenkranz- bruderschaft, 6. der Kaufleute Bruderschaft, 7. die Sieben Schmerzen- Bruderschaft der Krämer, 8. U. 1. Frauen- und St. Barbara - Zeche und Bruderschaft der Messerer, 9. unter dem gleichen Namen die Zeche der Messerer-Gesellen, 10. Unseres Herrn Fronleichnamszeche der Klingen- schmiede und Schleifer, 11. die Zeche der Klingenschmied-Gesellen, zu Ehren St. Barbara, 12. die Steinmetzenzeche, 13. die Zeche der Huf- und Hammerschmiede, 14. Schlosserzeche, 15. Bäckerzeche, 16. Fleisch- hackerzeche, 17. Faßzieherzeche, 18. die hl. Dreifaltig·keitsbruder- schaft der Schneiderzeche, 19. die St. Annabruderschaft, der die Vor- nehmsten vom Rat und ihre Frauen angehörten, 20. die St. J akobs- bruderschaft, der die Schuster, Binder, Scherenschmiede, Scharsager, Hafner , Weber, Ahlschmiede und Bürstenbinder angehörten, 21. die Ledererzeche, 22. die Zeche der Zimmerleute. Bemerkenswert sind die dem Magistrat in den meisten Fällen zu . Der Rat ernannte häufig die Benefi- ziaten und empfing deren Reverse. Vorau ssetzung war allerd ings di e Appr obation des Bewerbers in Passau. Die Rechtslage war übrigens sehr verschieden und manchmal unklar. 790 ) Prevenhuber V., Annales Styrenses, S. 226.

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