Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

261 Jubelablässen, nicht selten aber zur Buße um Tilgung von schwerer Schuld (Mord, Totschlag), in den kriegerischen und fehdereichen Zeiten von damals kein ganz seltener Fa ll. 1506 Juni 2 verwundeten z. B. drei Bürger von Vöcklabruck, Wolf Heller, Walter Lederer und Ulrich Schranz, den kgl. Aufschläger Albrecht Engl von Wagrain so schwer, daß Eng·l nach einigen Tagen starb. Die Brüder des Erschlagenen er- wirkten folgenden Rechtsspruch: 1. Die 3 Täter haben binnen J ahres- frist eine R o m f a h r t zu machen. 2. In Monatsfrist den Gottesdienst (Vigil, Placebo, Seelamt) für den Getöteten halten zu lassen, wozu sich die Täter mit 32 ehrbaren Männern einzufinden haben. J ene gehen zum Placebo zum Grab und knien während des Gesanges auf demselben, jeder mit einer pfundschweren Kerze in der Hand, in der 7 d stecken. Die Gefolgsleute begleiten sie, jeder mit ',einer halbpfündigen Kerze, in der 3 d stecken. Beim Seelamt knien die Tätei' allein, während das Geleite hinter ihnen steht. Beim ersten Opfe r legen alle die in den Kerzen steckenden Pfennige ~uf den Altar, beim zweiten Gang opfern alle die Kerzen, die nach dem Gottesdienst dem Mesner übergeben werden. 3. Dann begeben sich die Tä ter mit den Begleitern in das Haus des Erschlagenen und bitten die Witwe um Gotteswillen um Verzei- hung. 4. Die Prozeßkosten sind den Brüdern des t Engl mit 150 ;Pf. d zu ersetzen 784 ). Ein anderer Fall hatte sich vor Lambach abgespielt. 1479 griff Leonhard Sachs von Almegg das Kloster mit gewaffneter Hand an, starb jedoch an einer beim Angriff erlittenen Schußverletzung. Das Kloster mußte seinem Angreifer einen J ahrtag in Steinerkirchen stiften, der Verteidiger , der den Ritter get ötet hatte, mußte eine R o m- f a hrt machen 785 ) . Seltener sind Wallfahrten nach Spanien und Pa- lästina. Eine Kirchfahrt nach S t. J a g o d i C o m p o s t e 11 a unter- nahm z. B. 1496 ein gewisser Markus Huebmer von Gramastetten 780 ) . P a 1 ä s t i n a f a h r t e n waren gegen früher Ausnahmen geworden, kamen aber auch im 16. J ahrhundert noch vor 787 ) . Doch äst zu beden- ken, daß Adelige häufig in diplomatischer Verwendung nach Konstan- tinopel reisten und damit -eine Palästinafahrt verbanden. Zittert auch in den allgemein verbreiteten Kirchfahrten des aus- gehenden Mittelalters etwas von der Unruhe der großen Kreuzzugs- bewegung nach, verraten auch die religiös verbrämte Reise- ' und Schau- lust innere Leere, gehört auch das überreiche Wallfahrtswesen des aus- gehenden Mittelalters keineswegs zur Gänze auf die Lichtseite der Zeit, so war der Grundgedanke d er Übung dennoch wertvoll. Leute, für die Kirchfahrten nicht Erbauung gewesen wären, hätten doch wohl nicht so reichlich Kirchfahrten zu ihrem Seelenheil ges tiftet. Die körper- lichen Mühen und Gefahren der weiten Fußreisen ,heischten Opfe r und Entsagung und waren zu ernst, um Spielerei zu sein. So offenbaren 7 8 ') Stiilz IJ., Vöckla bruck, S. 56. 7 8 ') S ehmieder P., Breve Ch r onicon La rnb a cense, pag. 24. 786 ) Schiller L., Zur Geschi chte der Pfarre Gramas t e t ten , MB., Bd. XIII, s. 131. 7 8 7 ) 1590 oder 1501 untern ahm z. B . der Pfleger von Ebel sberg, Veit Tät t enpeck von H ausbach und Falkenberg, der Schwager des Bisch of es Urban von Passau , eine Pilgerreise in das hl. La nd un d war v on da an ver scholl en . Ruper tsberger M. , Ebel sberg, S. 174.

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