Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

260 ja manche Leute ließen sich den Besuch bestätigen 777 ) und suchten Reliquien zu erwerben. In Testamenten Einheimischer ist St. Florian als gestiftete Kirchfahrt häufig anzutreffen. Nichts bezeugt aber das Ansehen des Heiligen und seines Hauses deutlicher als der Auftrag um Nachforschung·en wegen der verschwundenen Gebeine des Heiligen, den Kaiser Maximilian I. bei seinem Aufenthalt in St. Florian (1514 April 28 und 29) im Hinblick auf die Türkengefahr, dem Propst Peter gegeben hatte. Mehr örtliche Bedeutung hatten die Veit s w a 11- f a h r t e n, die in der Veitskapelle im Kreuzgang des Klosters Schlägl, erbaut 1501 von Propst Nikolaus IV. von Schestau, einen Mittelpunkt erhalten hatten. Die Patrozinien mancher Pfarrorte (Katsdorf, Kreuzen, Lasberg, Putzleinsdorf, St. Veit i. M.), zahlreiche Altäre, Statuen und Bilder dieses Heiligen bekunden die hohe Verehrung, die ihm von böhmischen und österreichischen Pilgern gezollt wurde. Die Veits- kapelle entwickelte sich zu einem der besuchtesten Wallfahrtsorte in dieser Gegend 778 ). Eine Merkwürdigkeit stellte St. Pankraz bei ,Engels- zell dar. Abt Pankraz von Engelszell (1521-1551) ließ das beliebte Wallfahrtskirchlein erneuern und erlebte 1550 seine Vollendung. Hier strömten Scharen von Kirchfahrern zusammen und kauften und ver- kauften Pferde, die in großer Anzahl aufgetrieben wurden 779 ) . Die besuchtesten W a 11 f a h r t s o r t e a u ß e r h a 1b d e s Landes waren im näheren Umkreis (Maria) Zell, Sonntagsberg, St. Julian, Tamsweg, Ötting, in weiterer Ferne Aachen, Einsiedeln und die drei alten großen Wallfahrtsorte Rom, St. Jakob di Compostella und Jerusalem. Nahe und entfernte Reiseziele fanden sich häufig ver- mischt in Kirchfahrtsstiftungen 780 ). Die beliebtesten Fernziele waren Ötting· und Aachen. Die alte Gnadenstätte zu Ötting erlebte gerade 1490 ihren Aufschwung und setzte sich so rasch durch,· daß sie St. Wolfgang überflügelte 781 ). Aachen übte durch den großen Reliquienschatz Karls d. Gr. und als sagenumsponnene Krönungsstadt der Kaiser auch auf Pilger aus dem Land ob der Enns eine große Anziehungskraft aus. Vor der „Aachenfahrt" 782 ) empfing man in der Heimat nach Beichte und Kom- munion Pilgerstab und Tasche, Paß und Panisbrief7 83 ) und zog dann ins Reich hinaus. R o m f a h r t e n unternahm man zur Gewinnung von 777 ) So der adelige Thomas Grummi aus der berühmten mittelschottischen Universitätsstadt St. Andrews !1471. 778 ) Pröll L., Schlägl, S. 113. 779 ) Reisacher M. , Das Dekanat St. Johann, S 1• 1378. 780 ) Der Steyrer Bürger Thomas Dienstl stiftete sich 1479 zum Seelgerät u. a. Kirchfahrten nach Rom, Aachen, Zell, St. Wolfgang, Leonhardskirche und Tamsweg. Nach den drei letzten Orten waren binnen (Tahresfrist zwei Fahrten zu machen. Prevenhuber V., Annales Styrenses, S. 131. 1494 St. Ursula stiftete del' Steyrer Bürger Hans Fnchsberger in seinem Testament Kirchfahrten nach Otting, Zell und St. Julian. Kollationierte Abschrift im Ordinariatsarchiv, PA., Fasz. Steyr. 1506 stiftete der Ratsbürger Michael Hafer von Steyr zu seinem Seelenheil Wallfahrten nach Rom, Aachen und Ottingen. Prevenhuber V.,· a. a. O., s. 174. 781 ) Altötting. Sonderheft der Ostbairischen Grenzmarken (Passau 1923). 782 ) Vergl. Beissel St., Die Aachenfahrt, 82. Ergänznngsheft zu den „Stimmen aus Maria Laach", S. 89 ff. 783 ) Ein solcher Paß vom Pfarrvikar von Niederwaldkirchen ausgestellt, ab- gedruckt bei Czerny A., Aus dem geist!. Geschäftsleben, S. 44.

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