Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

259 bei den W a 11 fahrt e n (,,Kirchfahrten", ,,Kreuzfahrten") als haupt- sächlicher Bewegg-rund die Heiligen- und Reliquienverehrung. Gewiß trug auch der Gedanke der Buße und Abtötung durch die Mühen der Reise das seine bei, aber in erster Linie ,wollte man am Grabe oder an den Gnadenstätten berühmter Heiliger beten und sich der Fürbitte der Gottesfreunde versichern. Die Sorge um das Heil der eigenen Seele, manchmal auch Tilgung von Sünde und Schuld, trieben die Menschen zum Besuch hl. Stätten an. Kirchfahrten sind daher ein Lieblings- gegenstand der T e s t a m e n t e und besonders in Städten sind die Stiftungen von Kreuzfahrten allgemein üblich. In Gmunden z. B. stiftete eine Bürgersfrau allein 29 Kirchfahrten 772 ), 1509 die Tochter des Stadtrichters, Margaret Truent, ebenfalls mehrere 773 ) . Wallfahrtsziele waren Schöndorf, St. Anna bei Vöcklabruck (= Obertalheim), Lambach, St . Wolfgang, Ötting·, Münster, Lauffen, Gschwandt. Die beli ebtesten W a 11 f a hrt so r t e im Land ob der Enns waren St. Wolfgang, von l\farienorten Adlwang, Fallsbach, Lauffen, Neustift, Scharten und Schauersberg, sodann St. Florian. Das berühmteste Wall- fahrtsziel im Laude war ohne Zweifel St. Wo 1f gang „im Gebirg". Ehrwürdig durch seine Geschichte und in wunderbarer Umgebung ge- legen, zog es unabsehbare Pilgerseharen an und hatte im Pacheraltar 1481 seine künstlerische Krönung erhalten. Fünf deutsche und zwei lateinische Drucke der Wolfgangleg·ende zwischen 1475 und 1522 be- weisen die große Beliebtheit des hl. Regensburger Bischofs. Nicht zuletzt erhärten aber der Kefermarkter Altar und die große Häufig·keit des- Namens Wolfgang in der Taufe die Anziehungskraft des Heiligen im Land ob der Enns, ,wo er auch (in Pupping) gestorben war. Ein Pilgerbuch von 1502 reihte St . Wolfgang nach Rom, Aachen und Einsiedeln, eine Pilger- karte (der „Romweg") bewertete St. Wolfgang wie Einsiedeln und Aachen 774 ) . Noch unter Abt Johann Hagen (1521-1536) flossen dem Kloster Mondsee jährlich durch St. Wolfgang bisweilen 15-18.000 Gold- gulden zu und auch während der Hochflut des Protestantismus setzte der Besuch der Pilger nie ganz aus 775 ) . Von Marien w a 11 fahrt s- o r t e n des Landes ob der Enns hatte keiner internationalen Ruf, wohl aber lagen innerhalb seiner Grenzen eine Reihe kleinerer, gerne be- suchter Pilg·erorte. Während die meisten Frauengotteshäuser, besonders die beliebten Maria-Angerkirchen, Zielpunkte der Kirchfahrer waren, ragten die oben genannten Orte stärker hervor. Die blühendste Marien- wallfahrtsstätte um 1500 war Ad 1w an g 770 ). Die Wallfahrten dorthin bewahrten am Ausgang des 16. Jahrhunderts einzelnen Pfarrgebieten, z. B. Viechtwang und Grünau, den katholischen Glauben. Ein drittes weit über das Land hinaus bekanntes Pilgerziel war S t. F 1o r i a n. Ein Strom von Pilgern aus aller Herren Länder lenkte die Schritte dorthin, 77 ') Czerny A . , Aus dem ge ist!. Geschäftsleben, S. 43 . 113 ) Krackowizer F., ' Gmunden, Bd. I, S. 183 . 7 74) Ebend a , S . 62. 775 ) Ziber mayr I., Die St. Wolfganglegende, S'. 66. 116 ) Guppenberger L., Geschichte des Pfarr- und Wallfahrtsortes A dlwa ng . Ferner Geschichte des Pfarr- und ·wallfahrtsortes Adlwang, Steyr 1901 und Ge- schichte des Wall fah rtsortes Adlwang, Adlwang 1911.

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