Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

258 in der Oktav von corpus Christi üblich. Ihre allmähliche Auflassung ging in der Zeit des vordringenden Luthertums gewöhnlich dem Ab- kommen der Fronleichnamsprozession überhaupt voraus 10 "). Eine Abart dieser Umo-änge waren die Umritte, die besonders im Landgericht b • d Aigen Sitte gewesen zu sein scheinen. Im Gebiet von Schlägl ntt er Pfarrer mit dem hochwürdigen Sakrament um die Felder und segnete siem). In Peilstein fand der Umritt am Schauei-freitag statt 708 ). Diese eucharistischen Wochenprozessionen, die man für die meisten Städte und Märkte vermuten darf, sind als Äußerungen zentraler Frömmigkeit beachtenswert. Es hatte sich der gesamte Klerus der betreffenden Orte daran zu beteiligen. Der Unfleiß der Benefizi aten an diesen Ver- anstaltungen verrät für die einzelnen Orte das allmähliche Übergewicht des Luthertums über die katholische Religionsübung 700 ). Außer den eucharistischen Umgängen fand en solche mit Reliquien (dem „Heiltum") oder mit dem Kreuz allein statt 770 ). Die örtlichen Gepflogenheiten wiesen auch auf di esem Gebiete starke Unterschiede auf. Naturgemäß waren für jeden Ort die Pro z e s s i o n e n i m engeren Sinne ver- schieden. Ihr Ziel waren Nachbarorte, aber auch Kirchen im entfernteren Umkreis. In Wartberg ob der Aist z. B. veranstaltete Pfarrer Töbl, unter dem 1508 Februar 25 di e zerstörte Kirche wieder eingeweiht wurde, Prozessionen bezw. Kirchfahrten nach folgenden Orten: Aller- heiligen (Ostermontag), Katsdorf (Markustag), St. Leonhard (Samstag vor Miseri cordia), Enns (Kirchweih), Florian (Florianitag), Pregarten (Cantat e und Mittwoch in der Bittwoche), Hohenstein (Samstag nach Himmelfahrt), Pulgarn (Pfingstmontag), ·Gallneukirchen (Pfingstdiens- tag), St. Wenz elskapelle (Pfing·stmittwoch), Tragwein (Peter und Paul), Pregarten (Sonntag nach Kathrein)7 71 ) . Wenn wir nur für die Hälfte der Pfarren die gleiche Zahl der Prozessionen annehmen, so ergibt sich die große Bedeutung derselben für das kirchliche Volksleben. 3. Tritt bei den Umgängen und Prozessionen vornehmlich der Ge- danke des gemeinsamen Bittgebetes in den Vordergrund, so zeigt sich herumgetragen werden diirfe . Alexander VI. h a tte dieselbe Erlaubnis für Frei- s t ad t und L e o n f e 1 de u gegeb en, aber noch absque velamine, um die Ge- müter von Böhmen, die s ich be i diesen Übungen beteiligten, günstig zu s timmen (,,ad certorum Bohemorum illic ad di vin a officia confluentium meutes bene dispo - nendum"). Stiftsarchi v Wilhering, Repertorium, S. 97. Stülz J. , Wilhering, S. 77. Die bi schöfliche Bestätigung is t ,von 1516 Oktober 10. 766 ) So in Gars ten, wo 1542 Nunt ius Hieronymus Verallo eiern Kl os ter und seinen Pfarren di e Ver legung der eucharistischen Prozessionen von der Fron- l eich uamsokta v auf den Sonntag nach der Oktav gestattete, da das Volk in diesen 'l'agen ad emporium s i ve nunclinas nach Steyr zusammenströme. Register · des Stiftes Garsten, Diözesanarchiv, Hs. 3, BI. 65'. 767 ) Gegen di e Stolgebiihr, den „Umreitkäs" , wehrten sich die Schlägl er Unter - tanen 1525 . Pröll L., Schlägl , S. 117, Anm. 1. 768 ) Kaltenbrunner M., Pei lste in, MB., Bel . XII (1926), S . 41. 7 69 ) In Freistadt beschwerte sich c. 1540 der Dechant über den Un fleiß der Benefiziaten beim Fron leichnamsumgang am Donnerstag. Jäkel . J., Kirchli c4 e und religiöse Zustände in Freistadt, XIX. JBStG. (1889), S-. .5. 776 ) In Mi\nzbach erh ielt der Kaplan, wenn er mit der Pfarrmenig „m it Heiltum oder Kren," au sg in g, 4 d, für die -Kreuzfahrten nach St. Leonhard, Dim- bach U. l. Frau und U. 1. Frau von „Zwen Zickharn" 32 d. Münzbacher Urbar · 1517 (a us 1679), Diözesanarchiv, Bd. XLII. 771 ) Mayr J ., Geschichte des Marktes Pregarten, S. 27.

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