Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

254 über die b e s o n d e r e n B e z i e h u n g e n D r. P au 1 W a 11 11 s z u e i n z e 1n e n o b d e r e n n s i s c h e n K 1ö s t e r n ist bisher nur weniges aufgehellt. Freundschaft unterhielt Wann mit Sc h 1ä g 1. Der bücher- und bildungsfreundliche Propst Andreas schickte den jungen Ordensnachwuchs gTößtenteils nach Passau, wo er für seine Kleriker ein Haus gekauft hatte. 1471 verehrte Wann wohl im Zusammenha11g mit der Passauer Synode dem Propst Andreas einen Sammelkodex 756 ). Auch mit St. F 1o r i an unterhielt Wann engere Beziehungen. Um 1469 schrieb der Scholastikus Stainhehler einen Brief an Paul Wann und bat ihn um die Kirchweihpredigt über den Text Apok. XXI 2 757 ). Den Preis für den Schreiber sollte der Bote erlegen. Da der Chorherr Wa11n mit „pater ac praeceptor suus colendissimus" anspricht, ist der Brief wohl ein Beweis für den Verkehr zwischen Lehrer und Schüler und auch als Beleg beachtenswert, daß man sogar um eine einzige Predigt Dr. Wanns einen Boten nach Passau schickte. Auch in schwierigen Fällen wandte sich der Propst von Florian an Wann um Rat 758 ). Von den reichen Hss.-Schätzen Wanns hat erst Zacher F. in seinem „Passauer Passional" und in einigen kleineren Veröffentlichungen 759 ) etliches· gehoben. Er sagt von den Passionspredigten mit vollem Recht, daß sie durch die origi- nelle Einteilung nach den kirchlichen Tagzeiten, durch die an David von Augsburg· und Berthold von Regensburg gemahnende Unmittel- barkeit der Darstellung sowie durch die passionsspielartige Dramatik ansprechen. Heute noch spürt man in diesen sermones das Gemüt eines frommen Predigers und kann sich die Wirkung derselben auf die Men- schen von damals ausmalen. Jn seiner Gesamterscheinung tritt uns P.,aul Wann als edle Gestalt der Zeit vor der Glaubensspaltung entgegen, ausgezeichnet durch tiefe Liebe zur Kirche und zum Klerus, die er durch die Zeitlage so niedergezogen fand . Aufgeschlossen für die Schäden der Zeit, predigte er rastlos Reformation der Sitten des Einzelnen und erblickte in der Heranbildung tüchtiger Prediger ein Hauptmittel für die Weckung des Reformgeistes. Sein Name bedeutete auch für das Land ob der Enns ein Programm und wenn in diesem Gebiet die vorreformatorischen Verhältnisse nicht ganz ungünstig 756 ) Ms. Cod. 61. Seine wichtigsten Bestandteile sind die sermones de ternpore des Thomas von Aquin und die expositio symboli des Heinrich v. Hessen. Der Kodex enthält fo lgende Widmung: ,,Ego paulus wann arcium et sacre pagine professor fateor praesenti yrographo manus mee praesentem libellum me tradidisse dei amore Reuerendo in christo patri et domino 'd, Andree praeposito in plaga et conventui suo in edificationem fratrum curam animarum signanter agencium et aliorum Anno domini M°CCCCLXI septimo februariy." Vielhaber G., Indra G., Cat. Cod. Plag. manuscriptorum, pag. 76 f. Pröll L., Schlägl, S. 97, Anm. 4, liest ,,Typographo" statt „yrographo". 757 ) Czeruy A., Aus dem geistlichen Geschäftsleben, S. 49 f . 758 ) So 14(i8 wegen des Ritters 'l.'eufel, der Priester werden wollte. Ebenda s. 12. 759 ) Ein Passauer Domprediger im Kampfe gegen den Wucher, Die os t- bairischen Grenzmarken, Bd. XIII (1924), S. 113- 117. Zu den kirchlichen Reform- bestrebungen des 15. Jahrhunderts, LQSch., Bd. LXXXVIII (1925), S. 713- 721, eine Probe aus Clm. 17.651. Aus einer Meßerklärung des 15. Jahrhunderts, S. Etteha - ristia, Bd. XXXVII (1926), 1-4, eine Probe au s Clm. 17.651.

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