Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

252 Georgs des Reichen zum Bischof gewählt, wogegen Kaiser Friedrich III . seinen Vertrauensmann Kardinal Hesler 744 ) ernannte, für den er schon früher Papst Sixtus IV. gewonnen ha tte. Es entbrannte ein leiden- schaftlicher Kampf zwischen Wittelsbach und Habsburg um das Hoch- stift. über Passau war eine schwere Zeit hereing·ebrochen. Die Geister waren gespalten, die Stadt selbst war aufs schwerste bedroht. Die Seele des Widerstandes gegen .den kaiserlichen Kandidaten war · Paul Wann. Er g·ing nicht nur unter die Bürger und forderte sie zur Treue für Mauerkircher auf, sondern er feuer te das Volk mit flammenden Worten auch ;von der Kanzel ,zum Durchhalten an. 1480 Dezember 13 exkommunizierte Sixtus IV. Paul Wann, 'nachdem er den Prediger ver- geblich zum Gehorsam aufgefordert hatte und beauftragte 1481 die Äbte von Melk und \ Göttweig, den Passauer Domherrn wegen seines hartnäckigen Ungehorsams gegen die päpstlichen Dekrete von seiner Pfründe zu entfernen 745 ). Wann verlor sein Kanonikat, erhielt aber, als nach dem Tode ·des Kardinal Hesler (1482 September 21) die päpst- liche Kurie Mauerkircher anerkannte, seine Domherrnstelle zurück 'und blieb unter Friedrich I. (t 1485) 740 ) und seinem Nachfolger Friedrich II., Graf von öttingen (t 1490), eine Hauptstütze· Passaus in Österreich. 1489 Juni 12 starb Wann und erhielt sein Grab in der Herrenkapelle des Domes 747 ) . Sein Nachfolger auf 'der Passauer Domkanzel wurde der Domherr und Wiener Professor Dr. Mich a e 1 L o c h m a y r, der 1480 mit seinem Gesinnungsgenossen Wann gleichfalls exkommuniziert worden war. Er erwies sich in der Folgezeit als wertvoller homiletischer Schriftsteller, wenn er auch die Höhe und Fruchtbarkeit seines Vorgängers nicht erreichte 748 ). Die Bedeutung des Dr. Paul Wann im Rahmen seiner Zeit ist ganz hervorragend. Nach Franz A. 740 ) g·ehört Wann zu den eifrigsten Predigern und Theologen am Ausgang· des 15. Jahrhunderts, nach Zacher F . 750 ) zu den. bedeutendsten Vertretern der deutschen Spätscholastik und zu den besten Männern im Klerus des ausgehenden Mittelalters. Diese Urteile sind verständlich, wenn man das Lebenswerk des Mannes ins Auge faßt. Die Arbeiten des Dr. Paul Wann zeigen ihren Verfasser mehr als Seelsorger und Kirchenmann, denn als Gelehrten. Der stark re- formatorische Zug seiner Seelsorgsarbeit reiht Wann unter die katho- lischen Reformatoren vor der Glaubensspaltung ein. Als Vortragender 744 ) Die Schrnibweise fo lgt Pastor, Geschichte der P äpste , Bd. II. Krick L., a . a. 0., S. 13, schreibt Heßler, Vancsa M., Geschichte Nieder- und Oberöster- reichs, Bd. II, ·s. 511 , Haßler. "') Mon. Boic. Bd. XXXI, 2. Abt., S. 573 und Keiblinger F., Geschichte des Benediktinerstif tes Melk, Bd. I, Nachtrag S. IG. 74 ' 6 ) Sein schöner Grabstein bei H a lm Ph., Hans Valkenauer und die Sa l,- burger Grabplastik, Kunst und Kunsthandwerk, Bd. XIV (1911), S. 170 und 171 und Lichtbildtafel Nr. 9. 747 ) Die Grabinschrift bei Krick L., a. a . 0., S. 13. Das Gr a bdenkma l abge- bildet in den Ostba iri schen Grenzmarken , Bd. 'XIII (1924), S 1• 113. 74 8 ) Die sermones de tempore et de qua drages ima erschien en 1500 H a genau, die sermones de sancti s perutiles 1512 und 1516 Passau u nd Hagenau. Kr ick L., s. 15. 749 ) Die Messe im deutschen Mittelalter, S. 605. 7 • 0 ) Die Passion des Herrn, S . 9.

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