Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

251 Paul W an n 739 ) entstammte einer alten Bäckerfamilie der Stadt Wunsiedel (O.-Fr.) und wurde zwischen 1420-1425 geboren. Da er später stets „de Chemnaten" heißt, scheint er seine Jugend in Kem- nath (O.-Pf.) verbracht zu haben. Vielleicht unter dem Einfluß seines weitgereisten Onkels Siegmund Wann bezog Paul die Wiener Universi- tät. 1448 trat er bereits als Mag·ister auf, den theologischen Doktor- grad erwarb er sich erst 1460. Während seiner dreißigjährigen Lehr- tätigkeit an der Wiener Universität predigte Wann fleißig auf ver- schiedenen Wiener Kanzeln. 1460 erhielt er von seiner Mutter ein Haus in der Nähe von Maria Stiegen in Wien. Gegenüber der Kirche la.g der Passauer Hof, der Sitz des Passauer Offizials . Der begabte Pre- diger erhielt Einladungen zu Kanzelvorträg·en in Passau und bald verwendete ihn die Passauer Kurie zu besonderen Aufträgen. 1467 August 22 war ein Kreuzzug gegen König Georg· von Podiebrad mit Exkommunikation und Thronentsetzung im Lande verkündet worden. Zum Generalkommissär dieser Kreuzzugsverkündigung in der Pas- sauer Diözese hatte der päpstliche Leg·at Dr. Paul Wann ernannt 740 ). Wohl zum Danke dafür verlieh ihm Kaiser Friedric!:Ji III. 1468 „von neuem" ein Wappen 741 ) . 1473 sandte Bischof Ulrich III. Wann als Unterhändler an den Kaiser 742 ) . 1477 erhielt tler Genannte ein Kanoni- kat in Passau und übersiedelte einige J ahre später als Sechzigjähriger nach der Bischofstadt. Im Kampf der Habsburger um ein Bistum Wien stand Wann trotz seiner langen Tätigkeit in Wien fest auf Seite Passaus gegen die Neugründung 743 ). Nach dem Tode des Bischofes Ulrich III. entbrannte der gToße Passauer Kirchenstreit, in dem Wann eine be- deutende Rolle spielte. Das Kapitel hatte satzungsgemäß Friedrich l\fauerkircher, vielfachen Pfründeninhaber und Kanzler des Herzog·s 739 ) Zacher F . , Paul Wann, ein Passauer Domprediger des 15. J ahrhunderts, TPMS., Bd . XII {1902), S. 805-820. Zacher F., Die P assion des Herrn. Gepredigt im Passauer Dom im Jahre 1460 von Dr. Paul Wann, t 1489. Schriften zur deutschen Literatur, Bd . XII, S. 9 ff . Krick L., 33 alte Passauer, S. 12 ff. Redlich V ., Tegernsee und die deutsche Geistesgeschichte im 15. Jahrhundert, Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte, Bel. IX, S. 67 ff. Ein Brief des P aul Wann von 1485 und ein Blicher ver ze ichnis von 1485 ebenda S. 216 f . und S. 218 . 749 ) Hansiz, Germania sacra, Bd . I, p . 551. Ein Brief des : Florianer Chor- herrn Matthias Stainhehler an Wann m it der Bitte, daß zur Gewinnung der Ab- Hisse Kreu zzugsfreunde a us St. Flori an nicht nach Passau ziehen müßten, so ndern s ich privilegierte Beichtväter daheim wähl en dürften, be i Czerny A., Aus dem gei stli chen Geschäftsleben, S. 37 f. Der Legat Rudolf von Rüdesheim, Bischof von Lavan t , hatte 1467 April 26 zu Breslau persönlich die Kreuzpredigt eröffnet. Am 20. Mai g ab er den Auftrag zur Kreuzp1·edigt dem P assauer Offizia l in Wien AlexiuA Tunmann , dem Wie ner Franziskanerguardian Angelus und dem Passauer Domprediger Paul Wann. Das mandatum Rudolphi mit Ins truktionen an die Ge- trnnnten in Wien Cod. 3484, BI. 17 ff., 4975, BI. 370 ff. und in München Cln. 16.188 , BI. 251 ff. Hier auch Erläuterungen Wanns mit einer Auffor derung a n die Pfarrer der Diözese Passau, :die Vorschriften des Nuntius genau zu befolgen. Paulus N. , Geschichte des Ablasses, Bd. III, S. 203 und Anm. 8. 741 ) Chmel J ., Regesten des r öm. Kaisers F riedrich III., Wien 1859 , Bd. II, s. 638. H 2 ) 1473 Juni 22 verhandelte Pani Wa nn in Ul m mit Friedrich III. wegen 18.000 fl. Kanzl eigeld, das Bischof Uhich dem · Kaiser schulde te. Mon . Boic. Bd. XXXI, II. Teil, S. 525. 743 ) Mon. Boic. Bd. XXXI, 2. Ab t. , S. 531.

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