Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

240 die geistige Lage etlicher Häuser vergleichen und em1ge Hauptarten der damaligen Predigt herausheben. Es wird dabei von selbst ein Mann in den Vordergrund treten, der auf Österreich ob der Enns in homi- letischer Hinsicht einen entscheidenden Einfluß ausübte, der Passauer Dompredig·er Dr. Paul Wann (t 1489). Die Geschichte der Predigt hat P r e d i g t n i e d er s c h r i f t e n und Predigt vor 1 a gen zu unterscheiden. Nur die erstere Gruppe umfaßt Predigten, die wirklich so gehalten wurden wie sie vorliegen, wog·egen die zweite Gruppe nur die Vorlagen aufzeigt, nach denen die damaligen Prediger ihre Vorträge ausarbeiteten. Der Quellenwert der beiden Gruppen ist daher verschieden. Nur die eigentlichen Predigt- handachriften vermitteln ein unmittelbares Bild vom Stand der Predigt, dagegen besagen auch die Predigtwerke der Vorlagen etwas über den im Umlauf befindlichen homiletischen Gedankenschatz. Patristik und Scholastik, hier wieder die Spätscholastik, Geschichte, Legende und Apokryphenliteratur, hervorragende Lehrer der Wiener Universität und reichsdeutscher Hochschulen, der Osten und die Ordensliteratur haben ihren Einfluß .lauf die Predigt der vorreformatorischen Zeit aus- geübt. Zu beachten ist, daß die Predigtsammlungen der Klosterbiblio- theken nicht ohne weiteres gleichzusetzen sind mit den Predigtvorlagen, die auf den inkorporierten Klosterpfarren benützt wurden, da diese vielfach mit Weltpriestern besetzt waren. Zeitlich darf man bei den Predigtvorlagen weiter hinabgreifen als bei den eigentlichen Predigt- Hss., die Stimmen eines engeren Zeitumfanges darstellen. Inkunabeln und Hss. von Sermones und aszetischen Schriften sind den Vorlagen zuzuzählen. Der kritische Vorbehalt, ob :diese Werke in der fraglichen Epoche tatsächlich in den Klosterbüchereien standen, ist nur an der Hand der Entstehungsgeschichte der betreffenden Bibliotheken zu be- antworten. Bei manchen Werken zeigen handschriftliche Vermerke den Eigentümer und die Geschicke des Buches an 645 ) . 645 ) Den Cod. 1 s . XV. der Stiftsbibli othek K r e ms m ü n s t er schenkte mit anderen Kodizes Dr. Johannes Seid de Leubs, um 1440 Stadtpfarrer von Krems, dem Kloster, mit dem er in geistlicher Verb rüderung stand. Schmiel Il., Catalogus codd manuscriptorum in bibliotheca Cremi faneusis ord . s. B., pag. 2 und Ilagn Th ., Kremsmünster, S. 33. Der adelige Konventuale und Humanist Pfarrer Johannes Urkauf verschaffte sich 1478 die Pred igten des Rupert de Licio, dessen Traktat de divina caritate, die quaestiones de sanctis des Johannes von Torquemada, die l3ücher des Cypriau gegen die Juden und des jüngeren Isidor von Spanien Buch <le responsione mundi, 1482 den fasciculus temporum eines Kartäusers und die viola temporum. Pachmayr M., Series Abbatmn, pag. 2G6. Urkauf war 1497 Pfarrer in Kirchberg bei Kremsmünster und lebte noch 1511. Pp. Hs. G9 s. XV. der Stifts- bibliothek W i I her in g schenkte Fr. Johannes Kirchmair der Jungfrau Maria in Wilhering 1511. Grillnberger 0., Die Hss. der Stiftsbibliothek zu Wilhering, S. 32. Pp. Cod. 72 s. XV. der Stiftsbibliothek St. F I o r i an besaß als 2. Besitzer Virgilius Schilling, Pfarrer in Wartberg bei Ried und vergabte 'ihn St. Florian. Czerny A., Die Ilss. der Stiftsbibliothek St. Florian, S. 29 f. ü.ber Virgilius Schil- ling, der 1472 Pfarr er in Gastein wurde, vergl. Weishänpl H., Zwei Predigtsamm- 1ungen des 15. Jahrhunderts aus Salzburg, Der Katholik, Bel . LXXXII (1902), Bd. II, S. 495, Anm. 1. Perg. Ils. 161 s . XV. derselben Bibliothek besaß Wernhard :Pelzkamrer in St. Florian. Czerny A., a. a. 0., S. 78. Pp. Hs. 228 s. XV, gehörte Herr11 Stephan von Haslach, Pp. Hs. 231 s. XV. Virgilius, Pfarrer in Wartberg, Pp. Hs. 323 s. XV. dem p lebanus in wartperg in der Rydermarich, Pp. Hs. 2G8 ;S. XV. dem Florianer Professen Stephan, ebenda S. 97 und 131. ·Die Inkunabel 91

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