Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

B. Gehalt und Gestalt der Predigt. 1. Predigtquellen und Vorlagen. 239 Die Geschichte der deutschen Predigt im allgemeinen und am Beginn der Neuzeit im besonderen hat trotz einiger wertvoller über- sichten0") und Sonderuntersuchungen°'") keinen Bearbeiter gefunden, wie die Messe in Franz, die Marienverehrung in Beissel, der Ablaß in Paulus. Die Durchforschung des reichen Quellenmaterials nach Diö- zesen steht fast gänzlich aus, im günstigsten Falle sind die Predigt- handschriften und Inkunabeln der Bibliotheken, Klöster und Pfarr- archive katalogisiert und mit einer g·anz knappen Inhaltsangabe ver- merkt. Nur gelegentlich sind einzelne Predigten veröffentlicht wor- den043). Bevor nicht dieser tote Punkt überwunden ist, kann eine Ge- schichte dieses Seelsorgszweiges, der so enge mit der Kultur- und Sittengeschichte der einzelnen ,Länder verflochten ist 044 ), nicht gewagt werden. Der ,Schlüssel liegt nach wie vor bei der gründlichen Durch- arbeit der einschlägigen Predigthandschriften. Ohne Abschwächung der Bedeutung der Predigtvorlagen wird die Forschung gerade in dieser Frage alle Schablonen und Verallgemeinerungen sorgfältig vermeiden und das geschichtliche Eigenl eben der Diözesen mit seinen Besonder- heiten, seinen Brennpunkten und Hauptvertretern scharf herausarbei- ten. Diese allgemeinen Wahrnehmungen beziehen sich auch auf das Land ob der Enns. Wichtige Vorarbeiten stehen noch immer aus. Immerhin haben einige Klöster die Kataloge ihrer Handschriften- und Inkunabelschätze in Druck g·elegt und dadurch einigen Einblick in ihr inneres geistiges Leben gestattet. Wer die entsagungsvolle Arbeit an solchen Behelfen kennt, wird den Männern, die Jahre ihres Lebens dafür geopfert haben, aufrichtigen Dank wissen. Bei dieser Sachlage kann diese auf die 35 Jahre vor der Glaubensspaltung eingeengte über- sieht nur die Hss. und Predigtinkunabeln einiger Klöster besprechen, "') Cr uel R., Geschichte der deutschen Predigt im Mittelalter. Detmold 18i9, Linsenmay1· G., Geschichte der Predigt in Deutschland von Karl d. Gr. bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts , München 1886, Stingeder F., Geschichte der Schrift- predigt, Liuz 1920. 64 ') Außer Wackernagel W., Altdeutsche Predigten und Gebete, Basel 1876, Schönbach A., A l tdeutsche Predigten, Bd. III, Graz 1886- 1891 und Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt, Bd. II, Wien 1896 und 1900, Grieshaber F., Deutsche Pedigten des 13. Jahrhunderts, 2 Abteilungen, Stuttgart 1844 und 1846 besonders Landmann F., Das Predigtwesen in Westfalen in der letzten Zeit des Mittelalters, i\Hinster i. W., rnoo. 64 ') Salzburger Predigten aus der Mitte des 15. Jahrhunderts veröffentlichte na ch den Hss. XI 323, 324, 339 und 328 in der Stiftsbibliothek St: Florian Weis- häupl H. im Katholik, XXVI. Jg. , Bd . II (1902), S. 495- 513 und XXXV. Jg. (1911), S. lGl-175 und 552-561. Themen sind u. a . die Ausdehnung des Jubiläums vou 1450 auf die Diözese Sal zburg, die Gleichgiltigkeit der Salzburger gegen die Re- liqui en der Heiligen im Dom (man wallfahre wohl nach St. Wolfgang, wisse aber von den eigeuen Heiligen Rudbertus und Virgilius nichts), der Gebrauch scherz -. h after Erzählungen und Späße in der Predigt, eine Magdal enenpredigt, eine. Predigt bei der Investitur des Pfarrers von Seekirchen. 644 ) Keil E., Deutsche Sitte und Sittlichkeit im 13. Jahrhundert nach den damaligen deutschen Predigern, Dresden (Ungelenk) und die Besprechung von Ilg J. im Augustinus, Literaturblatt zum Korrespondenzblatt fiir den kathol. K l erus, 1932, Nr. 4, S. 8.

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