Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

236 neugegründete Benefizien° 33 ) hatten ein noch streng·eres Predigtve rbot und beweisen so die Strenge des Pfarrzwanges. In klarster Weise erhellt die Stellung der Predigt unter den pfarrlichen Rechten und die Sicherung der Pfarrpredigt aus den Hauptpunkten der B e n e f i z i- u ms s t i f tun g zu Neumarkt bei K a 11 h am 1536 Tag Luciae, welche Richter und Rat von Kallham mit Wissen des Dechantes Se- bastian Preu, Pfarrers zu Taufkirchen a. Tr. und zu Kallham, und des Vogtes Georg Graf von Schaunberg· errichtetenr, 3 ~) . Diese lauteten: 1. Verpflichtung zur täglichen Messe in der Florianikirche, Verbot des Beichthörens und der Sakramentenspendung ohne Wissen und Willen des Pfarrers und Vikars von Kallham zum Schutze der Pfarrechte. 2. Verpflichtung zur Messe, zur Vesper und Prozession (,,wie es einem frommen Priester wohl ansteht") zu Kallham an den hochzeitlichen Tagen (Weihnachten, Dreikönig, Antlaßtag, Ostern, Pfingsten, Fron- leichnam, vier Liebfrauentage) . 3. Verpflichtung zu früher Lesung der Messe in der Florianikirche an a llen Zwölfbotentagen, Sonntagen und oben nicht genannten Feiertagen, ,,damit iein jeglicher ~u gewöhnlicher Zeit des Gottswort und hl. Evangeli bei der Pfarrkirche Ka llham nit verhindert und geirrt werde" und Übergabe des Opfers auf den Altar ohne Abbruch an den Pfarrer in Kallham. 4. Verpflichtung des Benefiziaten im Anforderungsfall zu einem „Begängnis" in Kallham ein- mal in der Woche. Diesen Angaben ist die Zahl von 80-90 Predigt- tagen im Kirchenjahr zu entnehmen. Erhöhtes Interesse an cler Predigt zeigten von jeher die S t ä d t e. Die .M.inoritenklöster in Enns, Linz und Wels, die Klöster der Paulaner bei Vöcklabruck (Obertalheim) und der Franziskaner bei Eferding (Pupping), sowie das Dominikanerkloster in Steyr stellten Prediger nicht nur für ihre Kirchen, sondern auch für die Stadtkirchen der ge- nannten Orte. Freistadt konnte cler großen in einer „Priesterbruder- schaft" vereinigten Zahl seiner Weltpriester die Prediger entnehmen und in Gmunden stiftete 1499 Februar 14 der frühere Salzamtmann J an von Perg, Pfleger zu JJ' raburg, ein eigenes Predigtbenefizium. Die Pflichten des Benefiziaten, der ein Meister der sieben freien Künste se in sollte, waren: wöchentlich vier Messen in der Stadtpfarre, die Predig- ten an 10 bes timmten Feiertagen, an allen Nachmittagen der Fasten- und Adventsonntage, an den Vormittagen aller Mittwoche und Frei- tage in der Fastenzeit und Mitarbeit ·in der Seelsorge 035 ) . Die Forderung 03 ~) 1514 erte ilte Abt Kaspar I. von Wilhering die Erla ubni s zum Bau der S pi t a I k i r c h e in L eo n f e Iden. Punkt 4 der Bedingungen verbot dem Benefiziaton, oh ne Bewillignug des Pfarrer s \n der Spitalkirche eiu Amt zu s in gen , das Evangelium zu ve rlesen und hl. Zeiten zu verkünd en. Reisacher M., Das Dekanat S t . Johann, S. 202 f. 633 ) Der Konfirmat ionsbrief der 4 Briider Scherfenberg vou 1521 Pfiugstag vor St. llfart in iiber die Benefizinmsst iftung des Vi kars ,Siegmund Neunfe ldei· zur A 11 er h e i I i gen k a p e 11 e in A I t m ii n s t er verbot dem Benefiziaten Ein- griffe in die Pfarrechte, a u ßer er wü r de vom Pfanvikar oder den Gesell en zu Predigten, Beichten u sw. besonders gebeten. Original im Ordinariatsarchiv, Fasz. A ltmünster. Abschrift im Laudesarchiv, Hs. 339 (Herrschaft Ort), BI. 113 ff. Licht- bilder tler Konfirmat ionsurkunde und des Stifters, Tafel Nr. •13 und Nr. 12. 834 ) Kollationierte Abschri ft im Ordina riatsar ch iv, Faszikel Kallham. 03 •) Der Benefiz iat - 1499 Peter Gswennter - erhi elt e in eigenes Haus und gegen 40 Pf. Jahresgilt. Krackowizer F., Gmunden, Bd. II, S . 93 f.

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