Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

235 das sie auslösten, daß der Zeitpunkt der Reife an den Dingen ge- kommen war. 2. Die äußere Stellung der Predigt. Die ä u ß e r e S t e 11 u n g der Predigt im Rahmen der Seelsorge war im Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung· recht mittel- mäßig. Das will nicht sagen wegen der rein vorbereiteten Rolle des Lese- und Wortgottesdienst zum Opfergottesdienst, sondern wegen Mangel an hervorragenden Predigern, wegen der durchschnittlichen Höhenlage der Predigt und der allgemeinen Bewertung der Predigt. Es gab einzelne Höhepunkte, z. B. die Advents- und Fas tenvorträge fremder Prediger in Steyr, aber im Lande ragte kein Name von Klang hervor. E:i wurde zwar regelmäßig und ziemlich häufig g·epredigt und auf Seite des Christenvolkes war lebhaftes Verlangen nach dem Wort Gottes vorhanden, wie verschiedene Anzeichen, z. B. die Berufung des Predigerordens nach Steyr, die Stiftung eines Predigtbenefiziums in Gmunden u. a. beweisen, aber im allgemeinen stand die Predigt in einer Zeit, die alles eher denn eine Blütezeit der Kanzelberedsamkeit war, im Land ob der Enns äußerlich nicht auf dem ihr g·ebührenden Platz und war auch dem Gehalt nach nicht auf der Höhe. Als r e c h t 1i c h e G r u n d 1a g e war der Predigt wie überall vom kanonischen Recht die Verkündigung des Evangeliums an den Sonn- und Feiertagen zugewiesen. Wegen der großen Zahl der letz- t eren und der vielen Patroziniumstage der Kirchen° 30 ), die sich auch auf die Altarspatrozinien erstreckten, gab es viele Predigttage im Kirchenjahr. Die Abhaltung der Predigt gehörte zu den Plarrechten, lag aber bei der Nichthaltung der Residenzpflicht und infolge des Un- fuges des Stellvertretersystems zumeist in den Händen der Gesell- priester und Kapläne. Die Anhörung der Predigt war Pflicht der Pfarr- holden, angesichts der großen Ausdehnung der Altpfarren keine Kleinig- keit . Das Verbot von Predigten an Filialkirchen zu den Sonn- und Feiertagen und der Abhaltung , von Messen zur Stunde der Predigt in der Pfarrkirche gehörte zu den Sicherungen der Pfarrkirche gegen Ausbruch und Verselbständigung der Tochterkirchen. Den Filialen und Zukirchen überließ die Pfarrkirche in der Regel nur am Kirch- weih- und Patroziniumstag· das Predigtrecht 631 ) . Spitalkirchen° 32 ) und ' 36 ) Be im P atroziniumstag der Laureotiuskirche in Enns 1500 waren am Vi g iltag eine, am eigentli chen Festtag zwei Predigten. AGDL. , Bd. I (1D04), S. 149 11110 152. 831 ) Iu W e 1 s sorgte der Brückenmeister zweimal für den früheren Ansatz de.; Amtes in der Pfarrkirche , am Erchtag nach Os tern und am St. Gilgentag, damit sir h das Volk zeitlich :zur alten Ä g i d i u s k i r c h e bei der Trauubrücke begeben konnte. Dafür erhielten an diesen Tagen di e Herren von Wels ein Ma hl, zu dem auch der Prediger, der Gesellpriester von Talheim geladen war. Meindl K., Wels, Bd. II, S. 27. Der Pfarrer von Ta i s k i r c h e n hatte an dei• 1481 gestifteten und 1501 eingeweihten Vv o I f gang k a p e 11 e in Dorf am Kirchweih- und St. Wolfga ngstag Vesper, Amt. Predigt, Gebet für die Wohltä ter des Gottesha uses und die offene Bei chte verrichten zu l assen . Haberl A., Die Altpfarre Tai sk irchen, S. 322 f. In der Georgsknpelle von Wolfsegg hatten einigema le im J a hr der Ge- se ll e von Ottnang und der Kaplan von Atzbach Amt und Predigt zu h a lten. G1·imm K., Wolfsei;rn, S. 93 f.

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