Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

228 noster und Ave Maria beten , einmal im Tag 40 Tage Nach- laß für schwere und 80 Tage für läßliche Sünden gewährt 00 •) . Einen Reliquienablaß erhielt z. B. der Dreifaltigkeitsalta r der Schneider- bruderschaft in Steyr, gestiftet 1496. Jeder Spender, der zu diesem Altar (mit den Heiligen Leonhard, Wolfgang, Pankraz, Dorothea, Apollonia) für Kelche, Ornate, Meßg·ewänder, Leuchter usw. etwas reichte, erlangte von jedem Stück der im Altar liegenden Heiltümer den üblichen Ablaß von 40 und 80 Tagen° 05 ) . Einen Toties-quoties Ablaß im selben Ausmaße verlieb 1501 August 17 Bischof Wig·uleus über Bitte des P . Quirinus , des früh eren Abtes von Tegernsee, den Mondseer Kon- ventualen für gewisse Gebete und auf Empfang und Reichung· des Friedenskusses 000 ) . Man sieht daraus, daß der Ablaß im Leben des Christen in der Welt wie im Leben der Ordensmitglieder in ihren Häusern eine große Rolle spielte und sicherlich auch die Religiosität befru chtete. Am Wege zur Förderung weltlicher Zwecke, z. B. Brücken- bauten, die aus älterer Zeit auch für. das Land ob der Enns verbürgt sind, stehen die Ablässe für den Druck 1i tu r g i s c h e r Bü c her. Nach meiner Auffassung handelte es sich bei diesen Ablässen nicht einfach um die Förderung der Buchdruckerkunst, sondern der Hauptton lag auf der Förderung 1i tu r g i s c h e r Drucke 007 ). Auch das große liturgische Reformwerk des Passauer Bischofes Wiguleus, das die vor- liegende Arbeit unten eingehend darstellen wird, sollte durch Ablässe gefördert werden. Der Bischof verlieh z. B. allen Beratern, Helfern, Verbesserern, Käufern und Zelebranten 1des Passauer Missale von 1505, aber auch allen Hörern der daraus gelesenen Messen nach reumütiger Beichte 40 Tage Ablaß 008 ). 4. Die Ablaßpredigt im Land ob der Enns. über die Ablaßpredigt im Land ob der Enns zwischen 1490-1525 liegen nur ganz wenige Zeugnisse vor. Ein abschließendes Urteil ist vor der gründlichen Durchforschung der Predigthandschriften unserer Klosterbibliotheken unmöglich. Aus den bisher vorliegenden Funden erhellt ein Doppeltes. Erstens, daß die Ablaßpredigt und wohl auch der Ablaß selbst im Land ob der Enns nicht die bedeutsame Rolle spielte wie anderswo. Der Mangel eines Fürstensitzes, einer Bischofstadt, einer Universität, ja überhaupt einer großen Stadt erklärt das. An den drei Triangulierungspunkten Passau, Wien, Salzburg verhält es sich in dieser Frage bereits wesentlich anders. Im „geringen Land" fehlten die wirt- ' 64 ) Pachmayer M., Series Abbatum etc., pag. 306. 00 •) Im Altar befanden sich 14 Reliquien. Diese weiter unten im Abschnitt über das Reliquienwesen. Prevenhuber V., Annales Styrenses, S. 220. 600 ) Chroni con Lunaelacense, pag. 281. 067 ) Anders Paulus N., Bd. III, S. 439. 66 8 ) Den Ablaß erha lten a lle, ,.qui ad huiusmod i librorum topus cons ilium et auxilium contulerint et impressioni correctioni e emendationi profuerint. Et qui librnm seu libros emerint vel ex ~is missas celebrauerint: ac illis qui huiusmodi missis interfuerint quadraginta dies singulis missarum celebrationibus - - ". Aus dem Vorwort zum Passauer Missale von 1505 Jänner · 6. Den Hinweis auf das Exempl a r in der Linzer Studienbibliothek, das der Kirche von Andorf gehörte, verdanke ich der Liebenswürdigkeit des Herrn Direktors Dr. Konrad Schiffmann.

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