Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

225 hatte sich Klemens VII. für die Feier des Jubiläums im Jahre 1525 ent- schieden. Die Bedingungen zur Gewinnung des Jubelablasses waren wesentlich vereinfacht. Rompilger brauchten keine Geldspende zu er- legen, aber auch nach auswärts wurde der Ablaß ohne Almosen ver- liehen. In Mondsee g·ewannen die Konventualen den Ablaß durch Beichte, Fasten am Mittwoch, Freitag und Samstag· und einig·e Gebete ohne Geldspende des Klosters schon im Advent 1524 502 ). Doch ging der bis 1526 ausgedehnte Ablaß zum größten Teil in den furchtbaren reli- g'iösen und politischen •Wirren der Zeit unter. c) V o 11 k o m m e n e Ab 1ä s s e auf Grund d e s B e i c h t- b r i e f e s 503 ). Die Beichtbriefe treten nicht nur in Verbindung mit Hauptablässen auf, wie dies bei den Ablaßverkündigungen Peraudis der Fall war, sondern sie werden auch allein ausgegeben. Diese Ablaßinstrumente sind dann entweder ein Gunsterweis für eine .einzelne Person oder für ~inen Kreis von Personen, welche sich der Empfänger wählen konnte, oder ein Dank für die Förderung besonderer Werke, z.B. den Ausbau des Stephansdomes in Wien. Auch diese Spielarten des Ablasses sind für ,das Land ob der Enns nachweisbar. 1517 April 22, Wien, verlieh Bi- schof Georg von Wien, Nuntius und apostolischer Kommissär, dem Abte Michael Leroch von Lambach ein Ablaßinstrument, das dem In- haber einmal einen vollkommenen Ablaß in reservatis und einen Toties- ,quotiesablaß in non reservatis gab. Die Umwandlung von Gelübden '(Ordens- und Keuschheitsgelübde ausgenommen) in fromme Werke, Entbindung· von Eiden (ausgenommen die „forma Camerae") 504 ), Nach- laß der bei den kanonischen Horen begang·enen Flüchtigkeiten, Milde- rung des Abstinenzgebotes 505 ), das Recht auf den Empfang von Beichte und Eucharistie (Oster- und Sterbekommunion ausgenommen) an allen Orten, Gebrauch eines altare portatile und di e Erlaubnis zur Lesung der Messe vor Tagesanbruch waren diesem Abla'ß als Privilegien an- geschlossen500). Eine „Bulla Pontificia Indulgentiarum Plenarium", die 1514 „unico instrumento" an eine Reihe von Personen verliehen wurde, erwähnt Hoheneck 507 ). Er zählt ohne die Reihe abzuschließen zehn ' 9 ') Das Chronicon Luna.elacense enthält dariiber nichts. Eine Randbemer- 1:ung in den annal istischen Aufzeichnungen des Leonha1·d -Schilling 0 . S. B. in Mondsee, Cod. Pal. Vindob. 3636, S. 15, zur W.ahl des A.btes Johannes 1521 besagt indes: .,Anno Domini 1524 Giemens papa VII. dedit g rat i am J u b i I a -e i in ad v e u t n Domini · g ~- a t i s et confessi sumus et feria IV., VI. et sabbato ieiunavimus dicentes 5 Pater noster et totidem Ave Maria cum symbolo:" Den Hinweis verdanke ich Herrn Direktor Dr . Konrad · Schiffmann. ' 93 ) Paulus N., Bd. III, S. 309 f. 594 ) Die Form der apostolischen Kammer ist die vor dem Richter abgegebene Erklärung, daß eine nicht rechtzeitig gezahlte Schuld von jedem geistlichen Ge- richt durch Exkommunikation erzwungen werden könne. Paulus N., Bd. III, S. 509 . • 0 •) über die Laktizini endispensen, in Deutschla-nd „Butterbriefe" genannt, Paulus N., Bd. III, S. 511 f. Einen solchen Butterbrief erwarb bereits· Abt Jo- hannes IV. 1489 fiir das Kloster Lnnibach. Sehmieder P., Dreve .chronicon, png. 23. •• •) Original im Stiftsarchiv Lambach, Urkunden. • 97 ) Hoheneck ' J ., Genealogie, Bd. III, S. 320. 15

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