Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

224 durch einen verläßlichen Bot en nach Salzburg zu schicken. B gewährt außer dem Jubiläum und seinen Privilegien die freie Wahl eines Beicht- vaters mit der Vollmacht, einmal im Leben von allen auch dem apo- stolischen Stuhl reservierten Sünden und Strafen, ausgenommen die der Bulle Coena Domini, zu absolvieren, die Toties-quoties Vollmacht für die nicht reservierten Sünden, den Sterbeablaß in wiederholten F ällen der Todesgefahr und den Anteil der verstorbenen Eltern und Wohltäter an allen guten Werken und geistli chen Schätzen der Kirche. Der Beichtbrief zählt außer dem Abt 30 Konventualen und drei Laien- brüder auf, welche die Geldspende erlegten und den Ablaß mit dem Beichtbrief erhielten° 80 ) . Da di e Anteilnahme an allen guten Werken, auf die Peraudi großes Gewicht legte, anscheinend bezweifelt wurde, erklärte der Legat: ,,ne super praemissis a quoque verti possit in dubium, voluit ipse sanctissimus Dominus noster, quod praesentibus nostri s literi s tanta adbibeatur fides quanta adhiberetur, si sub bulla sua plum- bea expeditae forent 590 ) . " Als l_etztes Privileg sichert der Beichtbrief dem Empfänger die Ausnahme von allen Widerrufungen und Suspen- sionen von Ablässen zu. Dieser Kanzleiformel kommt indes laut Aus- weis entgegenstehender Formeln bei neuen Ablaßausschreibungen wenig· praktischer Wert zu, wohl aber deutet sie auf eine Gepfl ogenheit in der Ablaßpraxis hin, die nach Luther mehr als alles andere böses Blut machte, auf die Abl a ß a ufh e b u n ge n. Der Jubelabla ß von 1500 bietet selbst ein Beispiel dafür. Am Gründonnerstag 1498 hatte Alexander VI. die Aufhebung aller vollkommenen Ablässe, auch der .auf Grund von Beichtbriefen den Sterbenden zu spendenden, nach der Osteroktav 1498 bis zum Schluß des Jubiläums verkünden lassen. Eine Predigt des Geiler von Kaisersberg im Straßburger Münster 1499 März .26 zeigt die Erregung über di ese Maßnahme 501 ) . Der Mondseer Beicht- brief schließt mit der namentlichen Aufzählung aller Konventualen, die -desselben teilhaftig waren. Das Datum ist dasselbe wie beim Jubiläums- ablaß, während z. B. bei der Florianer Ausfertigung die Daten des Jubiläumsablasses (1501 März 14) und des Beichtbriefes (1502 J änner 12) ziemlich weit auseinanderliegen. Während für das Jubiläum von 1500 im Land ob der Enns noch ein gutes Interesse vermutet werden darf, ist das für das J u b i- 1ä u m d e s J a h r e s 1 5 2 5 nicht mehr der Fall. Die voll ausge- brochene große kirchliche Umwälzung hatte die Voraussetzungen für -eine gedeihliche Ablaßverkündigung zerstört. Bereits 15~4 April 18 5 8 9 ) Die Absoluti on sformel fiir die einma lige Lossprechung im Leben und -vor dem Tode laute t : ,,- - - t e a bsolvo primo a b omni sen ten t ia excommuni- cat ioni s ma jori s vel mi noris , s i quam incur r isti, deinde a b omnibns peccati s tni s -contriti s confess is et obliti s, conferendo tibi pleniss imam omninm p eccat ornm tnorum remi ssionem. R e m i t t e n d o t i b i p o e n a s p u r g a t o r i i, i n ·CJ u a n t n m c I a v e s s a n c t a e m a t r i s e c c I e s i a e s e e x t e n d n n t. In ·nomine etc." Chron . Lunaelacense, pag. 285 s . Zn dieser Ausdrucksweise vergl. P a ulus N., Bel . III, S. 520 f. 500 ) Dies wird bereits in den A bl aßbri efen von 1490 von Perandi eingeschärft. V e rgl. da zu P aulus N., Bel. III, S. 514. "' ) Paulus N ., Bel. III, S. 477. Ober die noch drückenderen Suspens ionen von ..Ablässen ebenda S. 477 f.

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