Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

220 kam Peraudi 1486-1490 und 1501-1503 als Legat auch nach Deutsch- land550) und besuchte wiederholt Österreich. Die Urteile der Fürsten und Gelehrten, die mit dem Legaten in Berührung kamen, lauten sehr günstig. Trithemius bezeichnet ihn als sittenrein, g·erecht und persönlich einfach 5 " 0). über seine Ablaßverkündigung sind eine Reihe von Be- richten erhalten. In Erfurt z. B. veranstaltete der Legat 1488 eine fei er- liche Prozession, bei der zwei große Bullen mitgetragen wurden. Nach den Aufzeichnungen des Vikar Konrad Stolle wurden 25 Beichtväter aufgenommen und mitten in die Frauenkirche ein rotes Kreuz mit zwei roten Panieren gesetzt, an denen das päpstliche Wappen befestigt war . Dabei war eine große eiserne Kiste. Wer seine Beichte tat, ward des goldenen Jahres teilhaftig· und entbunden von Pein und Schuld, von allen auch den größten Sünden. Dergleichen Ablaß sei noch nie zu Erfurt gewesen. J edes Beichtkind g·ab nach seinem Vermögen in den Kasten, auch für Verstorbene, das sollte ihnen zu Hilfe kommen. Für einen Beichtbrief gab man 7 neue Groschen. Täg·li ch war Predig t und die Beichtväter saßen von Mo rgen bis in die Nacht. Die Verkündigung· dauerte in Erfurt 5 Wochen und es wäre „mächtig groß Geld" aus dem Lande g·ekommen. Nach Nikolaus von Siegen hätte ein Prälat die Beichtbriefe als Gefahr für viele Seelen bezeichnet tmd ein Priester vom frischen Darauflossündigen von Laien .und Geistlichen im Konkubinat gesprochen. Derselbe Chronist bemerkt zum Jubiläumsablaß von .1490 : ,,Dieses und andere Jubiläen lobe und billige ich. Den Guten und Aus- erwählten gereichen sie unzweifelhaft ,zu großem Vorteil. Wie steht es aber mit den Unreinen und Verworfenen° 01 )?" 1489 scheint Peraudi zum erstenmal nach Österreich ob der Enns gekommen zu sein. 1489 J änner 17, Linz, verlieh Peraudi Lambach 100 Tage Ablaß 002 ), März 9, Vöcklabruck, den gleichen Ablaß der Frauen- bruderschaft in Schöndorf 50 " ) , März 17 einen Ablaß an Lambach 004 ), 1489 Dezember 10, Linz, einen Beichtbrief (auf Grund der Cruciata) an S c h l i e rb a c h" 05 ) . Der Ablaß war die Kreuzzugsbulle Domini et Sal- vatoris Innozenz VIII. von 1488 Dezember 11 mit Geltung 1489 Licht- meß bis 1490 August 1. Von den zahlreichen gedruckten Ablaßbriefen, die von Kommi ssären 1489/1490 unter Peraudis Namen ausges tellt wurden, haben 'sich einige Stücke auch im Land ob der Enns erhalten. 1490 April 3, Linz, erteilte N. Tuba dem Grafen Georg· von Schaunberg einen Beichtbrief zugleich mit den Privilegien des Gebrauches eines 05 8 ) Paulus N. , a. a. o., Bel. · nI, S. 386 . 559 ) Schneider J., Die kirchli che und poli t ische Wirksamkeit d es Legaten Raymoncl Peraucli 1486- 1505 (1882) und' Paulus N., Raimund Peraucli a ls Ablaß - kommissär, His torisches Jahrbuch, Bel. XXI (1900), S . 660 ff . . wodurch Gottlob A., Der Legat Ra imund Peraucli, ebenda, Bd. VI (1885), S. 438 ff ., üb erholt ist. Dazu Pastor L., Geschichte der Päpste, Bd. III, Erste und zweite Abteilung, 8. u . 9. Auf- lage, an v iel en Stellen. 000 ) Pastor L ., Geschi chte der Päpste, B<l . III, Erste Abte ilung, 8. 11 . ·9_ Auf- l age, S. 259. . • 01 ) Paulus N., Raimuud Peraudi a ls Ab laßkommissiir, Hi s tori sches J a hr- buch, Bd. XXI (1900), S. 660 und 666 f. 562 ) Original im Stiftsarch iv Lambach, Urkunden. 563) Stiilz J., Vöcklabru ck, S . . 44, Anm. 1. 564 ) Original im St iftsa r chiv Lambach, Urkunden . 565) Diplomatar, Bd. XXVI.

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