Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

219 1481" 552 ) . Da Erzbischof Bernhard von Rohr 1481 Juli 16 die Verkündi- gung des Rhodeserablasses dem Klerus der Salzburger Erzdiözese vor- geschrieben hatte 553 ), spricht die Wahrscheinlichkeit bei dem ange- zogenen Stück für diesen Ablaß. Aber auch die Cruciata „Domini et Salvatoris" von 1480 Dezember 4 anläßlich der Eroberung von Otranto durch die Türken (1480 August 11) ist im Land ob der Enns nach- weisbar. So weilte der 1482 nach Österreich und Polen gesandte Bar- tholomäus de Camerino persönlich 1483 in Kremsmünster, wo Prior Aegidius, alle Professen und Novizen die Cruciata Sixtus IV. er- warben654) . 1483 September 17 erhielten ein gewisser Veit Putzer und seine Hausfrau persönlich einen Ablaßbrief des Camerino für die ge- leistete Türkenhilfe 555 ) . Gedruckte Ablaßbriefe des Bartholomäus de Camerino aus 1484 finden sich z. B. in der Stiftsbibliothek von Schlägl 550 ). Eine geschlossene Reihe der Kreuzzugsablässe weist Lam- bach auf, wo Abt Johannes IV. Swerzwadel (1474-1504) 1480, 1481, 1483, 1489, 1490 Ablaßbriefe mit den Gnaden der Cruciata für sich und sein Haus erwarb 557 ) . Ohne Zweifel schlug die Ablaßwelle von 1480 bis 1484 auch in andere obderennsische Klöster. Die nächste Ablaßbewegung, von der das Land ob der Enns be- rührt wird, geht von der Kreuzbulle Domini et Salvatoris aus, die In- nozenz VIII. 1488 Dezember 11 herausgab. Mit der Verkündigung dieses Türkenablasses betritt das Indulgenzwesen den von dieser Arbeit be- handelten Zeitraum von 1490-1525. Es war für das Verständnis dieses Vorganges unerläßlich, ein J ahrzehnt tiefer hinabzusteigen, wie es auch notwendig ist, sich die dritte große päpstliche Ablaßausschreibung, den Jubiläumsablaß von 1500 und seine Auswirkungen für Österreich ob der Enns im Jahre 1501 klar vor Aug·en zu halten. Bei di ei;en zwei An- lässen bereist ein Mann das Land ob der Enns, dessen Name in der zeitgenössischen Ablaßgeschichte unter den ersten steht, Raimund P eraudi. Man muß zunächst seine P ersönlichkeit schärfer ins Auge fassen. Der Franzose R a i m u n d P e r au d i tritt zum erstenmal in der Geschichte des Ablasses als Domdekan von Saintes hervor. Als Ablaßkommissär für die 1 Bulle, die Sixtus IV. 1476 der Domkirche von Saintes verliehen hatte, holte er Gutachten über den in der Bulle für die Verstorbenen bewilligten Ablaß per modum suffragii ein und gab eine Erläuterung dazu heraus, in welcher er die sichere und volle Zu- wendung und die Möglichkeit der Gewinnung im Zustand der Tod- sünde .ohne reumütig·e Beichte nur durch die Geldspende behauptete 558 ) . Nach einer längeren Tätigkeit in Frankreich und in den Niederlanden °' ') Register des des Stiftes G·arsten. Diözesanarchiv, Hs. 3, BI. 67. 553 ) Mayer F ., Beiträge zur Geschichte des Erzbis tums Salzburg. AOG., Bel. LVI (1878), S. 397 f . ... ) Pachmayr M., a. a. 0., pag. 264 et 269. " 5 ) Das Originai im Stadtpfarra r chi v Gmunden. Das Stiick hat oblonge Form, ist zweiteilig und enthält die Absolutionsformel. Gegen P aulus N., Bd. III, S. 209, der aus 1483 nnr gedruckte A bl aßbriefe des Camerino kennt, is t der han dschriftliche Charakter der Urkunde bemerkenswert. "•) Inc!ra G., Cata logus Incunabulorum Plagensium, pag. 10. .. 7 ) Stiftsarchiv Lambach , Collectio diplomatum, D., Sign. 12.

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