Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

218 gabe der Gewinnung·szeit. Die wiederholte Auss tellung von Ablaß- briefen an die gleiche Kirche spricht jedoch für die Annahme, daß eine Ablaßverleihung· gewohnheitsmäßig außer Kraft gesetzt wurde. Ein zweiter Ablaßbrief sollte den erlahmten Eifer aufs neue anspornen. Für diese Auffassung zeugt die weitere Bedingung zur Gewinnung des Ablasses, ein Almosen oder eine Sach- oder Arbeitsleistung für den angegebenen Zweck . Der übliche Ausdruck „Geldablässe" ist zu eng, wenn auch das Geldalmosen in der Zeit von 1490-1525 vorgeherrscht haben mag. Die Ablaßbriefe bezeichn en als Z w e c k d e s A 1m o s e n s die Erhaltung und Instandsetzung des Kirchen- , Spital- oder Kloster- gebäudes sowie die Ausstattung der Gotteshäuser mit Lichtern, Büchern, Kelchen und anderen Kirchenzierden zur Mehrung des Gottes- dienstes und Hebung des Kirchenbesuches Die alte Formel, ,,qui ad reparationem conservationem munitionem augmentationem et alia prae- mia ut praefertur manus porrexerint adjutrices" bezi eht sich jedoch in erster Linie auf die persönliche Mitarbeit am Bau, sodann auf die Bei- stellung der Baumaterialien, auf den Vorspann sowie auf die Widmung von Kultgerät (Altäre, Kelche, Monstranzen, Missalien, Lektionarien, Perikopenbücher, Evangeliarien, Vesperbücher, Rituali en, Paramente, Kreuze, Fahnen, Orgeln, Glocken), endlich auf Geldspenden. 3. Die einzelnen Gruppen der Ablässe. a) K r e u z z u g s a b 1ä s s e. D e r L e g· a t R a i m u n d P e r a u d i. Die zahlreichen Kreuzzugsablässe verschiedener Päpste des 15. Jahrhunderts fanden auch im Land ob der Enns Verbreitung und Beachtung. Eine starke Zunahme erfuhr der Niederschlag der Ablaß- tätigkeit unter Papst Sixtus IV. 1479 Dezember 12 hatte der Papst den Johannitern zur Verteidigung von Rhodus eine Ablaßbulle ver- liehen, die der päpstli che Kommi ssär Johannes von Cardona 1480/1481 mit großem Erfolge in Deutschland verkündete. 1481 verlieh der Unter- kommi ssär Johannes Graf von Werdenberg, Bruder des militärischen Hieronymusordens, Balivus v:on Brandenburg, Komtur des Johanniter- ordens in Freiburg, di esen Ablaß dem Abt und Konvent von Krems- münster, dem Novizen Leonhard, dem Hofschreiber Hermann Senger und der Marga rete Urkauf für Geldspenden zur Verteidigung des Glau- bens und der Insel Rhodus 051 ). Auch Garsten erwarb 1481 einen Ablaß- brief, der möglicherweise auf den gleichen Verleiher zurückgeht. Leider li egt nur eine allg·emeine Inhaltsangabe vor, die folgendermaßen lautet: ,,]icentia eligendi confessarium cum plenarii s indulgentiis et a reservatis casibus et Coena Domini ca (paucis exceptis) electis illis confessarii s absolvendi data a D° Commissario Pontifi cis ad collectionem subsidii contra Turcas deputa to. Quae licentiae et indulgentiae D. Abbati !et V. conventui tune temporis existenti (quorum erant 37) da tae fuerunt. A. "') P achmayr l\L , Series Abba tum e tc. , pag. 269. Der Unterkomm issär heißt dort u11richtig R udo lf von Wer denberg. Vergl. Paulus N., a. a . 0., Bd. III, F:i. 208. Marga re ta Urkau f , die Mu tter des huma nis tischen P farr ern J oh annes Ur- kauf von Ried b. Kr., er wa rb 1481 für s ieb allein n och ein en Tlirkenablaß_ Pachma yr M., a . a . 0 ., p ag. 265.

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