Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

203 ihn zum Grabe geleitete und am 1., 7. und 30. den Gottesdiensten bei- wohnte, sollte auf einmal 4 Kreuzer erhalte11" 10 ) . Eine Eigenart des ausgehenden Mittelalters waren die See 1bad- s t i f tun g· e n. Wie bereits kurz berührt, sind das Warmbäder, die für Arme zum Heile der eigenen Seele oder der Seele eines Verstorbe- nen gestiftet wurden. Seit dem 13. Jahrhundert bestanden in den mei- stenStädten freie oder Armenbäder, die man Seelbäder nannte. Der Bader hatte diese Armen ohne Entgelt zu bedienen, ja nicht selten erhielten sie nach dem Bad noch ein Stück Brot. In Städten oder Märkten, in denen solche Armenbäder nicht bestanden, wurden zahlreiche Seelbad- stiftungen gemacht. Diese gehören zu den kirchlichen Stiftungen und wurden zumindest auch von den Pfarrern verwaltet. In manchen Pfar- den des Landes ob der Enns bestanden ähnlich wie die „Lichtämter" 517 ) Seelbadämter. Sie scheinen in den Städten allgemein, aber auch in Märkten verbreitet gewesen zu sein. Zum Beispiel ist ein „Seel- badamt" 1542 für den Markt Perg bezeugt 018 ) . In der Vergabung des Weiser Frühmessers Christoph Merzenberger an das dortige Bürger- spital von 1524 Juni 13 erhielten die Armen von Wels beim Jahrtag 28 d, dazu sollte ihnen jährlich r.ur selben Zeit im äußeren Bad vor der Stadt ein Seelbad bereitet werden, ,,wie den der g·ebrauch sollicher Stifft bey der Pharrkhirchen vnd Stat Wells ist" 0 ' 0 ). Das Fuchsberger- sche Tes tament von 1540 Mai 7 setzte für den gemeinen Kasten von Steyr eine J ahresgilt von 3 Pf. d zu einem Seelbad für Arme fest 020 ) . Soziale Gesinnung bekunden endlich die Heiratsstiftungen und Stipendien für höhere Studien. H e ir a ts s t i f tun gen beschränken sich, soviel ich sehe, im Land ob der Enns auf die Städte. Der wieder- holt genannte Fuchsberger bestimmte 1 1540, daß mit . 24 Pf. d ewiger Gilt von seinen Gütern jährlich zwei „grüne Jungfrauen", Steyrer Bürgerskinder, auf Vorschlag des Rat es jede mit 12 Pf. d verheiratet würden. 1549 Mai 4 setzte Oswald Plankenhagen, Benefiziat zu Nie- dernburg und „künftiger Pfarrer zu Wels" u. a. 80 fl. aus , damit sich vier arme Söhne und vier tugendhafte Töchter von Freistädter Bürgern verheiraten konnten 521 ) . Die Nachrichten über St i p e nd i e n und S t i p e n d i a t e n an höheren Schulen mehren sich begreiflicherweise mit dem Erstarken des Protestantismus. Von Anfang an suchten der obderennsische Adel und die Bürgerschaft die Herrschaft des Luther- tums im Lande durch Prediger und Schulmeister zu sichern, die auf reichsdeutschen Universitäten studiert hatten. Daher bestand eine ge- steig·erte Nachfrage nach Studienstipendien. Dieser Umstand · drängte die Kloster- und Stadtschulen aus der Zeit vor 1525 samt den Leistun• gen für ihre Schüler stark in den Hintergrund. Bezeugt sind seit dem Mittelalter zahlreiche Widmung·en an die Schulmeister und Schüler für Kirchengesang und Teilnahme an kirchlichen Festen und Gottesdien- "') Abschrift im Stadtarchiv Steyr, Stiftungen. '1 7 ) Schnürer G., Kirche und Kultur im Mittela lter, Bd. II, S. ,478. 51 8 ) B., Der Markt Perg, UBLT., Bd . XXXV (1905), August 27. " 9 ) Meind l K., Wels, Bd. II, S. 63. • 20 ) Stadtarchiv Steyr, Stiftungen. ' 21 ) Stadtarchiv Freistadt, Religiousakten, Nr. 57.

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