Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

202 bürger Michael Waltenperger und Wolfgang Hausrucker 1559 das Bürgerspital. Um 1562 verpflichtete sich der protestantische PfarrerWolf- gang II. Pauchinger für sich zu einer Jahresgabe 500 ) . In Gries k i r- c h e n bes tand ein Spital, das erst 1613 von Gundacker Freiherrn von Pollheim vergrößert wurde 010 ) . In Schwans ist ein Siechenspital 1495 bezeugt, es bestand aber schon im Mittelalter. Es scheint 1554 dem großen Stadtbrand zum Opfen gefallen zu sein und wurde 1600 er- neuert511). Ohne Frage hatten auch zahlreiche andere Orte ihr Spital. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß die Vergrößerungen und Neubauten nach 1545 mit den Beschwerden des Wiener Ausschußland- tages des gleichen Jahres zusammenhängen. Sie beweisen erstens die steigende Volkszahl, zweitens aber auch die gToße Lücke, welche durch den raschen Verfall der sozial-karitativen Tätigkeit der früh er einheitlichen Kirche entstand und die nun mit neuen Mitteln über- brückt werden mußte. c) Ein z e 1 h e i t e n z u e i n i g· e n St iftun gs z w e i ge n. Als teilweiser Ersatz für die mang·elnden Spitäler treten vielerorts an besonderen Tagen die S p e nd e n a n Arm e hervor5 1 ~) . Die Spendtage sind' gewisse Höhepunkte im Leben der Armen der Dör- fer und Märkte. Die Mittel zu den Spenden, di e Lebensmittel (Brot, Fleisch, Wein), Geld und Kleider sein konnten, wurden durch beson- dere Armensammlungen 513 ), durch Kirchenopfer und Stiftungen aufge- bracht. In Aschach a . D. stiften z. B. 1520 hl. Pfingstabend (Mai 26) Hans und Veronika Zerer zu den vier Jahrtagen an den Quatember- sonntagen Spenden. Ein Metzen Korn sollte zu kl einen Laiblein ge- backen und vertei lt werden. J eder Spende war dreimal um 40 d Fleisch, in der Fasten um 40 d Häring beizugeben. Der Zechmeister hatte die Spende eigenhändig· auf dem Freithof nach dem Grabgang unter die Armen zu verteilen. Die Sondersiechen erhielten zwei Armen- anteile514). In Gramastetten wurden am All erheiligentag 3 s unter die Armen verteilt 515 ). Der Steyrer Bürger Hans Fuchsberger verfügte 1540 Mai 7 testamentarisch, daß auf seine Bahre drei Stück Tuch und ein ,,Usinger" gelegt werden sollten. Der „Usinger " war an arme Priest er, di e drei Stück Tuch unter arme Leute zu verteilen. J eder Arme, der • 09 ) 4 Metzen Korn und 2 Metzen Wei ze n. Strnadt J., Peuerbach, S. 471 f. 010 ) Hoheneck J., Genealogie, Bd. II, S. 105. "') So Ziegler A., Beitrag zur Geschi chte der Altpfarre S chwanenstadt in der Festschrift zur '300 J ahrfeier, S. 26 f. und -S . 64. °' ') Manchmal wurden die Spenden Vorläufer von Spitälern . So in Wald- hausen , wo die Armen kein Spital, sondern nur eine Spende am Johannestag nach Weihnachten hatten, bis Propst Hermann Parth enreuter 1585 das Biirger- spital griindete. 5 13 ) St. _ ikola a. D. hatte z. B. eine Spitalsammlnng in Form einer Wasser- sammlung auf der Donau, aber • kein Spital. Das Erträgni s , das ein e igener Sammler machte, fiel dem Pfarrer zu. Blumenthal H., Waldbausen im 16. J a hr- hundert, S. 131. "') StSoöLR., IV (Größere Orte), Bel. XI, Asch ach a . D. 515 ) Schiller L., Zur Geschichte der Pfarre Gramastetten, MB. , Bd. XIII, S. 114.

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