Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

199 gartenberg z. B. 488 ) verg·abte 1490 Mariä Geburt (September 8) Urban Huber den Schwarzmayrhof in Arbing. Imi Falle seiner oder .seiner Frau Erkrankung sollte Abt Johannes die andere Hälfte des Hofes gegen eine lebenslängliche Pfründe für den überlebenden Teil ein- nehmen. Nach dem Tode der Stifter sollte jeder Klosterbruder an allen Frauentagen · des Jahres eine Pfennigsemmel erhalten. 1491 Pfingstag nach Exaltatio s. crucis (September 15) kaufte Mert, Kaplan im Spital in Linz, mit Geld für sich und seine Dienerin auf Lebenszeit Pfründe und Wohnung· im Kloster. Nach seinem Tod sollte all sein liegendes Gut und die Fahrhabe dem Kloster· anheimfallen. 1509 Mi ttwoch vor dem Auffahrtstag (Mai 16) verschaffte Hans Leubiert von Lueg, Priester, Benefizi a t und Kanonikus in Regensburg, Organist und „ beider Gewälte Notarius" , dem Abt Wilhelm und seinem Konvent in fü.umgartenberg 80 Pf. d gegen lebenslänglichen Tisch und eine Herren- pfründe in Küche, Keller und Wohnung, sowie gegen die Aufnahme in d ie Bruderschaft. III. Mä r k t e u n d g r ö ß e r e O r t e. Ein fast gänzlich unbeachtetes Gebiet sind die Spitäler und ver- wandten Anstalten in den Märkten und größeren Orten des Landes. Zur Aufhellung dieser Frage fehlen alle Vorarbeiten. Neuerdings muß der schwere Schaden beklagt werden, der durch das Verschwinden des Visitationsbuclies von 1544 in Passau und in Wien auch für die Durch- lichtung dieses Dunkels angerichtet wurde. Die meisten Spitäler dürf- ten als kirchliche Anstalten mitvisitiert worden sein. Das Ergebnis der Spitalvisitationen war so vernichtend, daß die Vertreter der n. ö. Län- der auf dem Wiener Ausschußlandtag 1544 Oktober 20 Ferdinand I. um eine eig·ene Visitation wegen der Armenleute und Spitäler baten. Die Sprecher g·eißelten in aller Schärfe den Zusammenbruch der Armen- fürsorg·e und den Eigennutz in den Spitälern, da niemand mehr um Gotteslohn Spitalmeister sein wolle. Andreas Ungnad gab zu beden- ken, daß nach Paulus der Glaube ohne die rechten Werke, die aus dem Glauben fli eßen, tot und falsch sei, ja er stellte den Ausschüssen die Juden als Beispiele der Nächstenliebe vor 480 ) . Die Frucht dieser Vorstellungen war eine Visitation der Spitäler im J ahre 1545,• die von den Landschaften im eigenen Wirkungskreise durchgeführt wurde. Diese zwei Tatsachen beleuchten nicht nur die schweren Folgen des Ausfalles der Karitas für die Länder, sondern belasten auch den 'neuen Geist mit der Verantwortung für diese unheilvolle ,Veränderung·. Kein anderer Umstand stellt der umfassenden sozial-karitativen Tätigkeit der Kirche vor der Glaubensspaltung ein schöneres Zeug·nis aus als diese Feststellungen aus unverdächtigem Munde. Man wurde der Tragweite der sozialen Betätigung· der alten Kirche erst inne, nachdem sie nicht mehr bestand. 488 ) Thesaurus Mon. BMV. de Monte Pomari o, Hs. a us 1717 im Landesarchiv, BI. 129, 148', 130'. 489 ) Landtagsannalen, Bd. VIII, BI. 189' ff.

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