Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

187 verläßliche Prädikanten zu erhalten. Doch stehen Unterstützungen für Schüler auch schon für die Zeit vor der Glaubensspaltung fe st . Beliebt waren auch Heirat sstiftungen für tugendsame Jünglinge und „grüne" Jungfrauen. Sie kommen, soviel ich sehe, ausschließlich bedürftigen Bürg·erskindern einzelner Städte zu. Merkwürdig berühren die Bitten gefangener Landeskinder an die Stände um Beisteuerung eines Be- t rages zum Loskauf aus der türkischen Gefangenschaft. Die bewil- ligte Geldsumme beträgt nach den Landtagsannalen im Laufe des 16. Jahrhunderts in der Regel 2 fl. im Einzelfall. Die zahlreichen Wid- mungen für verarmte und aus Deutschland ausgewiesene Prediger und die Spenden für literarische „Verehrungen" g·ehören überwiegend der zweiten Hälfte des 16. J ahrhunderts an und treten nur in den Städten auf. Das Ergebnis der Überschau über die Hauptformen der sozial- kari tativen Tätigkeit im Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung zeigt uns, daß das Fürsorgewesen k ein einheitliches, sondern ein ver- schiedenes Bild bietet. Die Obsorge für Arme, Kranke und Alte, fällt grundsätzlich nicht dem Staat , sondern dem Stand und der Pfarr- gemeinde zu. Der Nährboden der Karitas ist fas t ausschließlich ein r eligiöser. Die geordnete Armen- und Krankenfürsorge ist am bes ten in den Städten und Klöstern organisiert. Die tragende Grundlage aller kari tativen Arbeit ist die Kirche, genauer , die Armenfürsorge jeder Pfarre. Das meiste ist Sache der persönlichen Barmherzigkeit und auch in den Städten sind die Spitäler stark von der Geneigtheit der t on- angebenden Männer abhängig. Deutlich ist fe rner , daß die wirtschaft- liche und r echtliche Stellung· der einzelnen Institute infolge der Stif- t ungslage ganz verschieden ist . In der Bestiftung zeigt sich für die angeg·ebene Zeitspanne >die Vorherrschaft 'der religiösen Stiftungen, während das reiche Stiftungswesen der Spitäler in der zweiten Linie steht. Eine Verschi ebung .der St ellung, wie sie z. B. Prevenhuber für den „gemeinen Kasten" in' Steyr nach der Glaubensspaltung feststellt, mag nach dem jähen Abbruch der Kirch- und M:eßstiftungen zunächst vorüberg·ehend der Fall gewesen sein, die Bildung zweier feindlicher chri stlicher Fronten' schädigte indes auch in der Folge das ganz e, sozial- karitative Hilfswerk sehr weitg·ehend. Erst die zweite Hälfte des J ahrhunderts der Glaubensspaltung erlebte wieder eine steigende För- derung der Spitäler und Krankenhäuser. b) Au s d e m U mkr e is d er S tiftun gen. I. D i e S t ä d t e. a) Das Schaunberger Städtchen Eferding. Die reichste sozial-karitative Stiftung des Landes ob der Enns, eine Ausnahme für sich, war das Spital in Eferding. Die großartige Grün- dung stammte von den Schife rn zu Freiling her und stand unter der Erb- vogtei der Schaunberger. 1462 stiftet e der Erbstifter Benedikt I. Schifer (1446-1499) endgiltig die schon von seinem Vorfahren geplanten drei

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