Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

185 den Plan von Sondersiechenhäusern, den Vorläufern unserer Isolier- abteilungen und Isolierhäuser. Mangelnde Trinkwasserfürsorge · und Hygiene, die engen Wohnungen und die zunehmende Volkszahl, die ununterbrochenen Truppendurchzüge, die Werbeplätze im Land und die vielfach verseuchten Gartknechte, steigerten die Infektionsmöglich- keiten bedeutend. Die hier geschilderten Verhältnisse verschärften sich besonders in der zweiten Hä lfte des 16. J ahrhunderts und führten zur Umwandlung der alten kleinen Holzbauten in größere Krankenhäuser. Ein Nebenzweig der Altersversorgung·, der besonders bei Klöstern auf- tritt, sind die „Ab n ä hr u n g s p f r ü n d e n" . Man versteht darunter das vertragli ch gesicherte Recht auf Wohnung und Verpfl egung in einem Kloster gegen eine einmalige Einzahlung an das Kloster, meist unter Zusicherung der Hinterlassenschaft. Diese Form erscheint je- doch als Gunst an Leute, die dem Kloster Wohltaten erwiesen hatten. Vielfach stellt der Abnährungsvertrag die Aufnahme des Namens des Pfründne.rs in das Totenbuch des Klosters und die Anteilnahme an allen Verdiensten und guten Werken sicher 423 ). Eine Frage für sich bildet das H e rb e r g s w e s e n für die zahl- losen wandernden Gesellen, Studenten, Kleriker, Soldat en, Pilger und Wallfahrer. J edes Kloster, Stadt- und Landkloster war der Treffpunkt der bunten Schar des wandernden Volks und war mit Herbergsräumen ausgestattet. Dazu kam der „Zuritt" des Adels, der die Klöster in fol gerichtiger Fortsetzung der Auffassung von den „Spitälern des Adels" als selbstverständliche Absteigquartiere benützte. Die tägliche massenhafte Zukehr von Gästen aller Art bildete später bei den Kloster- visitationen einen wichtigen Punkt, auf dessen Abstellung die Visita- toren drangen, doch konnten sich besonders die an besuchten Straßen gelegenen Ordenshäuser des Ansturmes nicht erwehren. Der große Typus des Fremdenhospizes, wie ihn das Zeitalter der Kreuzzüge schuf und wie er im Land ob der Enns in Spital am Pyhrn einen Ablege r hat, war in seiner Bedeutung gegenüber dem Mittelalter gesunken und das vielverästelte Netz der Herbergen in allen Klöstern, und Städten an seine Stelle getreten. Daß in der Aufnahme von Reisenden und Wanderern aller Art nicht nur das praktische Bedürfni s, sondern auch die ehrwürdige Auffassung der Benediktinerregel vom Gast, der wie Christus aufg·enommen werden solle, mitsprach, ist unverkennbar. Die Arm e n fürs o r g e beruhte, soweit sie nicht schon mit den obengenannten Einrichtungen zusammenfiel, auf dem kirchlichen Ar- meninstitut. J ede Pfarrkirche, aber auch andere Gotteshäuser hatten ihre Armenfürsorge. Eine regelmäßige Armenausspeisung führten die Klöster durch. Die Verwaltung der Pfarrarmensorge hatte der Zech- meister des betreffenden Gotteshauses inne. Ihm oblag die Verrech- nung der eingegangenen Gelder und deren Vergleich mit den Aus- gaben. Die Eingänge kamen von den Opfergängen, dem „g·emeinen Kasten", Stiftungsgefäll en aller Art, eigenen Armenspendstiftungen, Legaten und Erbschaft en, Spenden und Schenkungen und einer 03 ) ü ber Klosterverpfr ündunge n Rei cke S., Da s deutsche Spita l und sein Recht im Mittela lter, Bd. II, S. 190 f f .

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