Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

182 Die Arb e i t e r s c h a f t des Landes hing aufs eng·ste mit dem Salz- und Eisenwesen und den damit in Verbindung stehenden Berufs- zweigen, der Arbeit im Wald 11md mit der Verfrachtung zusammen. Das Salzwesen umfaßte außer der Beamtenschaft die Salzberg·- und Sudwerksarbeiter (,,Pfannhauser "), die Arbeiter in der Küfelmacherei, zahlreiche Wasser- und Holzarbeiter, die Flößer und die Küfelknechte für die Umladungen" 0 ). Im ganzen Salzkammerg·ut bis hinab nach Stadl spielte diese Bevölkerungsschichte eine bedeutende Rolle. Ihre soziale Lage ist durch zwei Tatsachen gekennzeichnet. Einmal hatte dieser Teil der Arbeiterschaft bei der hohen Blüte des Salzwesens einen wenn auch kärglichen, so doch sicheren Verdienst, fe rner anerkannten alle Stellen, sog·ar beim Aufstand der Salzbergarbeiter 1601/1602, die überaus harte und größtenteils sehr gefährliche Art der Arbeit dieser Leute. Besonders muß die schwere Arbeit der Wasser- und Holz- arbeiter, welche die Flüsse schiffbar zu halten hatten, hervor- gehoben werden. Die Eigenart dieser Beschäftig·ung gab den Arbeitern die Waffe des Streiks in die Hand und es bedurfte bei der genannten durch die Gegenreformation ausgelösten. Be- wegung des Aufgebotes aller Kräfte, um die Sperre des Salz- handels zu verhindern. Eine mehr handwerksmäßige Note tragen die Beschäftig·ungen mit der Verarbeitung des Eisens im Gebiet von Steyr. Die „Eisenwurzen" bedeutete hier dasselbe, was der Salzberg in Hall- statt war. Abgesehen vom Eisenhandel, der in den Händen reicher Bürger lag, beschäftigte sich ein beträchtlicher Teil der Arbeiter mit der Erzeugung von Klingen aller Art. Die Zünfte der Messerer , Klin- genschmiede und Schleifer trugen einen stark bürgerlichen Anstrich, obwohl ein Großteil der mit der Eisenverarbeitung befaßten Menschen im Sinne der damaligen Zeit nicht als Bürger, sondern ,als Handwerker und Arbeiter anzusprechen ist. Die große Masse der Holzknechte, die bei allen Unruhen und Aufständen /als Drohmittel benützt wurde, lebte weniger auf obc1erennsischem als auf steiermärkischem und unter- ennsischem Boden. Als letzte BevölkerungsgTuppe tritt uns eine Masse von Namen- losen entg·egen, die keiner der genannten Berufsschichten zugehört, der „ge meine Mann" . Unter dieser Bezeichnung verbergen sich die Schar der Kleinsten unter den Kleinhäuslern, das Gesinde, die Ge- sellen, die Hilfsarbeiter in Handel und Gewerbe, die arbeitslosen Ge- sellen und Handwerker, Gelegenheitsarbeiter , wanderndes Volk aller Art, Spielleute, Gartknechte, Studenten, Vaganten und Bettler, schließ- lich jener Bruchteil von Leuten, die von der Hand in den Mund lebten oder der Arbeit Krieg angesagt hatten. Der größte Teil dieser Menschen ist landsässig und stellt die unterste soziale Schicht dar. Sie spielen bei allen örtlichen oder das Land berührenden Krisen die Rolle des Vortrapps im Kampfe gegen g·eistliche und weltliche Obrigkeit jeder Art. Unter der Flagge, ,,der gemeine Mann ist schwürig", vertreten die Landstände ihre Forderungen gegenüber dem Landesfürsten. Besan- 420 ) Schram! C. , Das oö. Salinenwesen vom Beginne des 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, S. 21~ ff. und 435 ff.

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