Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

179 Der A d e 1 des Landes ob der Enns lebte von dem Ertrag seiner Grundherrschaften, vom Kriegs-, Hof- und Kirchendienst. Es ist be- merkenswert, daß im obderennsischen Adel der überwiegende Teil ein sehr bescheidenes Einkommen und Dasein hatte und daß die reichsten Geschlechter sich gleichmäßig auf den Herrenstand und den Ritter- stand verteilten. Vom letzteren ragten vorzüg·lich die Geschlechter der Aspan, Hohenfelder, Jörger, Perkheimer und Schifer hervor. Besonders im 16. Jahrhundert bot die Aufstellung zahlreicher Truppenkörper gegen die Türken dem Adel Gelegenheit zu einer finanzi ellen Ein- nahme, da die höheren Offiziersstellen unverhältnismäßig hoch be- soldet waren. Der Hofdienst kam im weitesten Sinne des Wortes in Betracht. Wir treffen Söhne des landständischen Adels als Vertreter des Kaisers bei Gesandtschaften ins Ausland, im Gefolge des Kaisers selbst und in den höchsten Beamtenstellen des Landes, wozu das Vizedomamt und der Posten des Salzamtmannes gehörten. Für den höheren Kirchendienst bot das Land ob der Enns wenig Gelegenheit. Die vorliegende Arbeit wird weiter unten für die behandelte Zeitepoche nur zwei i,obderennsische Adelige als Bischöfe und etliche adelige Äbte verzeichnen. Verschiedene Umstände, die sinkende militärische Be- deutung· der Ritterschaft, der Siegeszug der Geldwirtschaft, nicht zu- letzt das bescheidene Einkommen und die hohe Kinderzahl der adeligen Familien, drängten zahlreiche Mitglieder des Adels in eine mißliche wirtschaftliche Lage. Die Folgen waren Druckübertrag·ung auf die Grundholden, Teilnahme an der „Heckenreiterei" und die immer unverblümter geäußerte Auffassung von den Klöstern als „Spi- tälern des Adels". Letztere Auffassung tritt besonders für die Töchter des Adels scharf hervor und im Land 'Ob ·der Enns sind die Insassinnen der Frauenklöster Traunkirchen, Schlierbach und Pulgarn durchwegs adelige Damen. Es versteht sich von selbst, wie verhängnisvoll sich diese Vorstellung von Konventen als adeligen Herren- oder Damen- stiften bei der raschen Parteinahme des Adels für Luther zu un- gunsten der alten Kirche äußern mußte. Ebenso reich wie beim Adel ist die soziale Schichtung beim K 1er u s. ln diesem Stand sind vor allem die Mitg·lieder der Land- klöster, die alle Grundherrschaften waren, die Angehörigen der durch- wegs gut situierten Mendikantenklöster in den Städten, die Säkular- priester mit Dom-, Pfarr- oder Benefiziumspfründe, von der großen An- zahl der Kapläne, Kooperatoren, Altaristen und Gesellpriester zu unterscheiden. Ein klerikales Proletariat bestand, wie in den meisten Ländern dieser Zeit, auch im Land ob der Enns. Aus der Masse dieser nur mit dem Vornamen bezeichneten, bunt zusammengewürfelten und ganz verschieden vorgebildeten Kleriker kamen vielfach die Prädi- kanten. Da dem Klerus weiter unten ein ganzer Abschnitt gewidmet ist, genüg·t hier die Feststellung· einer weitgehenden sozialen Verschieden- heit. Diese wandernden Kleriker gehörten mit den fahrenden Gesellen und entlassenen Söldnern zu den Gestalten, welche die Landstraßen der damaligen Zeit bevölkerten. Auch die Bürgerschaft der Städte und Märkte ist wirtschaft- lich und sozial gestaffelt. Angefangen von den schwerreichen Steyrer 12*

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