Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

169 Laufe des 16. Jahrhunderts auf dem Weg der Tatsachen und der Ge- wohnheit Pfarrkirchen wurden. Der Zahl 176 sind außerdem 14 Kloster- kirchen zuzuzählen. Von den 276 1/2 Patronen sind 142½ biblische und 134 außerbiblische Namen, 210 männliche und 66½ weibliche Schutzheilige. Der Reihung nach stehen : 1. Maria 47½, 2. Martin 18, 3. Stephan 17, 4. Jakobus d. Ä. 13, 5. Petrus 12, 6. Johannes d. T. und Nikolaus je 11, 7. Georg 10, 8. Laurenz, Ulrich, Margarita je 9, 9. Ägid, Andreas und Michael je 7, 10. Bartholomäus und Veit je 6, 11. Wolfgang 5, 12. Leonhard 4½, 13. Johannes Ev., Kilian, Paulus, Valentin, Maria Magdalena je 4, 14. Florian 3½, 15. Gallus, Anna, Katharina je 3, 16. Oswald 2½. Die übrigen Namen kommen nur zweimal oder einmal vor. In der Häufigkeitsziffer der Patrozinien spie- gelt sich aufs deutlichste die vorherrschende Stellung Unserer lieben Frau in der Heiligenverehrung wieder. Fast alle diese Pfarrpatrozinien stammen aus einer viel älteren Zeit. Nicht immer ist der Patron der gleiche geblieben, in manchen, allerdings nicht zahlreichen Fällen, läßt sich ein W e c h s e l d e r S c h u t z heiligen feststellen. Die Gründe sind nicht in geänderten religiösen Anschauung·en, sondern in Brüderschaften und Stiftern zu suchen, welche bei Erweiterung des Gotteshauses und bei der Stiftung einer neuen Kirchenausstattung ihre Wünsche berücksichtigt haben wollten. Einen neuen Zug in den Heiligenkult der österreichischen Erb- lande trägt die H e i l i g s p r e c h u n g d e s Ma r k g r a f e n L e o- p o 1d ein. Auch im Land ob der Enns läßt sich die allmähliche Ein- führung der Leopoldverehrung verfolgen. Schon 1470 hatte u. a. Hans Aspan eine Bitte der österreichischen Stände um Kanonisation des Markgrafen unterschrieben 391 ) . Als Innozenz VIII. 1485 Juni 6 deu österreichischen Herzog kanonisiert hatte, setzte der Passauer Bischof Friedrich II., Graf von öttingen (1485-1490) das Fest des hl. Leopold in der g·anzen Diözese auf den 15. November fest" 02 ) . In einzelnen Kirchen entstanden nun Leopoldskapellen, auf deren Besuch Ablässe gesetzt waren 333 ). Das neue Kirchlein in Vorderstoder 394 )" erhielt Leopold zum 391 ) Hoheneck J., Genealogie, Bd. III, S . 44. Ein Libellum canonisationis divi Leopoidi und ein Schreiben an Paul II. von 1465 Dezember 10 war vorausge- gangen. Ebenda S. 615. 392 ) Schrödl K. , Passavia sacra, S. 809. 1485 ,hatte das Grab des hl. Leopold den für den Besuch des Grabes eines neuen Heiligen üblichen Ablaß vou 7 Jahren und 7 Quadragen en erhalten. Paulus N., Bd. II, S. 430. Die Erhebung der Gebeine des hl. Leopold in Klosterneuburg fand jedoch ers t 150G Februar 15 in Anwesen- heit des Salzburger Erzbischofes , des Passau er Bischofes, des Kaisers Maxi- milian I. und zahlreicher hoher Würdenträger statt. 1520 pliinderten aufständische Volkshaufen von K losterneuburg u. a. den Sarg des Heiligen. Keibl inger J., Ge- schichte des BSt. Melk, Bd. I, S. 709 und ,724. 303 ) In Freistadt konsekrierte Bischof Albert von Passau 1491 die von Ga- briel Henndl a uf der Pfarrkirche von St. Katharina gestiftete Leopoldskapell e. Jäkel J., Die Gotteshäuser von Freistadt, S. 29. Die Leopoldskapelle in der Jo- hanneskirche von Weyer erhielt 1514 von einigen römischen Kardinälen einen Ablaßbrief, der den Besuchern an den Tagen Mariä Verkündigung, Florian, Achaz, Dionysius und dem Dedikationstag der Kapelle 100 Tage Ablaß zusicherte, Inventar und Urba1' der St. Johannes-Pfarrkirche in Weyer de 1581. IX. 24., Hs. im Pfarrarchiv Weyer.

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