Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

165 hunderts unmöglich. Die nachstehende Untersuchung muß sich daher auf die Ti t e 1 d e r Pfarrkirchen und einige allgemeine B eo b- a c h tun g e n zur Heiligenverehrung beschränken. Die Patrone der Kirchen entstammen zum größten Teil der älteren Zeit und besagen in dieser Verwertung nur den Stand der Dinge vor der Glaubensspaltung. Immerhin bilden sie die Grundlage der Heiligenverehrung·. Das Patro- zinium stellt für jedes Gotteshaus einen Festtag· dar, an dem der Pre- diger das Leben des Schutzheiligen nach dessen Lebensbeschreibung oder Legende erzählte. Allerdings können hier nur die Pfarrkirchen und die ihnen gleichges tellten Gotteshäuser, nicht aber die für die Volkskunde so wichtigen Filialen, Zukirchen, Schloß- und größeren Ort- schaftskapellen untersucht werden. Erst die Schutzpatrone aller dieser Kirchen zusammen ergäben mit den Heilig·en der Altäre, der -Plas tiken und Wand- und Glasgemälde und nicht zuletzt den Schutzheiligen der Glocken das bunte und farb enprächtige Bild, das der Heiligenkult jener Tage wirklich bot. J eder mehrteilige Altar wollte .im Kleinen das sein, was die Heiligen der Hauptkirche mit ihren Ablegern für die um sie gescharte Pfarrgemeinde im Größeren und die Gemeinschaft der Hei- lig·en für die ganze Christenheit sein sollte. Bibel und Martyrologium, Kirchenjahr und Legende mußten ihre Schätze an hl. Patronen und Beiständen hergeben. Man spürt das Vertrauen zu einzelnen Lieblings- ges talten, die immer wiederkehren und kann verfolgen, welche Gruppen die Stifter auswählen und welche Reihenfolge sie in der Gruppierung einhalten. Es sind gewisse Unterschiede nach den einzelnen Ständen zu bemerken und die Wahl, die Männer und Frauen treffen, ist be- greiflicherweise verschieden. Gemeinsam sind der Heiland und die Mutter Maria. St. Jörg fehlt nie auf den von Rittern ges tiftet en Al- tären, die 14 Nothelfer und der Christophorus allein nie in den Bau- ernkirchen. Die hl. Anna ist mit Margret, Katharina, Barbara die Lieb- lingsheilige der Frauen. Manche Heilige, wie z. B. Erasmus, haben ihre bevorzugte Stelle in den Zunftaltären, während ein Ägidius sich meist mit den Vorstadtkirchen begnügen muß. Es gibt gewisse Klosterheilig·e und unter diesen wieder Lieblinge der einzelnen Orden, z. B. St. Benedikt in den Benediktinerkirchen, Franziskus in den Minoritenkirchen. Der starke Einfluß der Orden in der Verehrung bestimmter Heiliger er- streckt sich auch über die inkorporierten Pfarren und ist manchmal ein Mitgrund in der Abänderung der Pa trone und ihrer 'Fes te. Sichern ge- wisse außerordentliche Nöte die Verehrung bes timmter Patrone wie des hl. Sebastian gegen die P est , so verdanken andere Heilige oder Selige ihre Beliebtheit ihren Beziehungen zum Land ob der Enns, wie St. Wolfgang, St. Florian und Berthold von Garsten. Im Kult des Heiligen Wenzel und Veit ist der tschechische Einfluß im Mühlviertel und Machland, in der Verehrung des hl. Markgrafen Leopold das Drän- gen des Kaisers Friedrich III. nach einem österreichischen Landes- heiligen wahrzunehmen. Daß die Kirchenpatrone für die ältes te Kirchengeschichte des Landes, besonders die Anfänge des Pfarrnetzes wichtige Fingerzeige geben, ist längst bekannt, doch dürfte in Öster- reich ob der Enns eine genaue Untersuchung der Kirchenpatrone sogar einige Beiträge für die so schwierige Entstehungsgeschichte des Landes

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