Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

162 von Schlägl diese Bruderschaft in der Maria-Angerkirche eingeführtm). Von den zahlreichen S a 1 v e s t i f t u n g e n und m a r i a n i s c h e n H y m n e n war bereits die Rede. Es ist aber bemerkenswert, daß und in welchem Grade auch die Feier anderer Patrozinien und die G es t a 1 tun g der Kirchen feste um die Jahrhundertwende marianischen Einschlag aufwies. Eine Dienstordnung für das Patro- ziniums- und Kirchweihfest in der Pfarrkirche von Enns aus dem Jahre 1500 378 ) bestimmte, daß nach der Matutin am Vortag in der Pfarrkirche der Organist das „Ave regina coelorum, mater regis angelorum" an- stimmen, der Chor den Hymnus beenden und daß sich sofort das ,,Salve regina" anschließen sollte. Einige Kooperatoren sollten unter- dessen in der Scheiblingkirche das „Salve regina" und „Ave regina coelorum" ohne Sequenz singen. Im vorliegenden ,Fall handelt es sich um das Fest des hl. Laurentius. Teilweise steht auch die V e r 1 e i- h u n g v o n A b 1 ä s s e n im Zusammenhang mit der Marienverehrung. Besonders Klosterinsassen werden für marianische Gebete und Hymnen Ablässe verliehen 370 ). Bekannter sind Ablässe für den Besuch von Marienorten 380 ), um den Besuch zu heben. Im allgemeinen stehen unter den Gnadentagen, an denen in Kirchen Ablässe fallen, stets auch „alle Marienfeste 381 ) . Zeugen kraftvoller Marienverehrung sind ferner die Me ß s t i f tu n g e n. Zahlreiche Einzelheiten verraten den Geist dieser Frömmigkeitsäußerung. Neben eigenen Marienämtern zeigen die Meß- formulare der Jahrtage, wenn zwei Ämter zu halten sind, an zweiter Stelle fast regelmäßig ein marianisches Lobamt (,,U. 1. Frau Schei- dung" oder ein anderes marianisches Motiv). Die Begründung der Stift sbriefe vergißt nie u. a. zu erwähnen „zu Ehren U. 1. Frau", die 8 17) Jedermann konnte beitreten und zahl reiche Ablässe gewinnen. Die drei wöchentlichen Rosenkränze konnten die Mitglieder auch durch andere Leute beten lassen. Außerdem h atte Propst Ulri ch den Mitgliedern ·Anteil an den Verdiensten des Ordens gewährt. Pröll L ., Schlägl, S . 104. 378 ) Veröffentlicht von Schiffmann K . im AGDL., Bd. I (1904), S„ 145 ff. " 9 ) 1501 verleiht z. B. Bischof Wigulens von Passau auf Bitten des Quirinus, gewesenen Abtes in Tegernsee und des Konventes in Mondsee allen Brüdern nach Beichte und Buße Ablaß von 40 Tagen für schwere und von 80 Tagen fiir läßliche Sünden und zwar für das „Salve regina" mit Versikel und Kollekte nach de-n kanonischen Tagzeiten, ebenso flir das „Alma Redemptoris mater" im Advent und das „Regina coeli" zu Ostern, für den nach der Komplet oder Matutin knieend verrichteten Englischen Gruß, ferner für d en Beisatz bei der Oratio der Messe: ,.famulos tuos papam et Antistitem nostrum una cum universa li Ecclesia Catholica ab omni adversitate cu stodi et pacem _tuam .nostris concede temporibus", sowie für Empfang und Weitergabe des osculum pacis . Chronicou Lunae lacense, pag. 281. 380 ) So verleiht z. B. WB. Nikol aus anläßlich der Kirchweihe in Neustift 1493 September 24 den Besuchern des Gotteshauses die üblichen Ablässe. Ab- schrift im Pfarrarchiv Neustift laut Mitteilung 'Cles Herrn Pfarrers Binder W. 3 81 ) Der Ablaßbrief des WB. Albert von Passau fiir St. Peter a. W. vom Jahre 1490 nennt folgende Tage: Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, d i e M a r i e n feste, Allerheiligen, Fronleichnam, Patrozinium und Kircb- weil?e, Schauer M., F li egende Blätter aus St. Peters Vergangenheit, MB., Bd. VII. S. 41 ff. Der Ablaßbrief des Bischofes Wiguleus für die Annakapelle in Stein- bruch vom Jahre 1514 zählt nachstehende Ab laßtage auf: Weihnachten, Neujahr. feste, Joha nnes der Täufer, Peter und Paul, Allerheiligen, Kirchweihe, Patro- Dreikönig, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Fronleichnam, a 11 e M a r i e n- zinium der Kirche und der Altäre. Schauer M., Steinb1·uch, MB., Bd. VII, S. 2.

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