Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

159 T o t e n ist außer den allgemeinen Kirchengebeten eingehend in den Stiftsbriefen festgelegt. Alle Stiftsbriefe, ob sie Messen, Jahrtage, Schenkungen irg·endwelcher Art oder Gebete selbst im Aug·e haben, verlangen von der Kirche das Gebet für den Stifter und sein Ge- schlecht, die Vorfahren und. Nachkommen. Testamente des Adels und Klerus stiften zu diesem Behufe das Tenebrae und Salve Regina 366 ). Der größte Teil der Gebetsstiftungen fällt auf die Jahrtage, die außer der Messe in der Regel mit Vigil, Absolutio ad tumbam, Grabgang mit dem Placebo gefeiert werden 3 " 7 ) . Für die Vigil wünschen die Stifter manchmal besondere Sollemnitäten, z. B. daß die Laudes mit Kollekte beim Karner gehalten würden 308 ) . Das Gebet für den Stifter soll manch- mal vom „Legker" aus geschehen 300 ). Die liturgischen Gebetsstiftungen enthüllen jedenfalls eine allgemeine innere Anteilnahme des Volkes am liturgischen Gebetsleben der Kirche. Das nicht 1 i tu r g i s c h e Gebet ist bei den meisten Stiftun- gen nur allg·emein erwähnt und bestand wohl meist im Vaterunser und Ave Maria. Dort, wo es nicht besonders erwähnt ist, darf man es vor- aussetzen. Die übrigen Bestimmungen wie der Umkreis der empfohle- nen Personen, die Zeit und besondere Umstände sind dieselben wie beim liturgischen Gebet. Besonders begehrt waren die Eintragung· St. Georgen i. A . 1491 Pfingsttag vor Laetare in der Mittfasten bedingt sich der Kai ser a]g Gegenleistung aus, daß die .Priester und Schullehrer täglich vor dem letzten Amt das Alma Redemptoris Mater und am Eude des Amtes das Recordare Virgo Mater sängen. Lohninger J., Die Pfarrkirche St. Georgen i. A., S. 114. 1508 August 24 stifteten Bartlme, Ludwig und Georg von Starhemberg eine Wochenmesse mit Vigil und Vesper in die Stadtpfarrkirche Freistadt. Außerdem sollte die Schule täglich die Antiphon Gaude Dei Genitrix singen und ein Prieste!J.· dio Kollekte U. 1. Frau l esen . Stadtarchiv Freistadt, Religionsakten, Nr. 60. 366 ) Christoph von Zelking z. B. bestimmt in seinem schönen 1'estament von 1490 Oktober 28, daß dei· Pfarrer von Kefermarkt alle Feiertage des Jahres und jeden Freitag nach dem Sanctus zum Grabe des Erblassers im Chore schreite und dort, flankiert von zwei Kerzenträgern, das Tenebrae mit Versikel undi ,Kollekte vom Leiden des Herrn singe . Oberchristi F., Der gotische Fliigelaltar zu Kefer- markt', S. 4. Pfarrer Erasmus Boiler von ,vels stiftet 1491 das Tenebrae und Sa lve Regina zugleich. Meindl K., Wels, Bel. II, S. 77. 867 ) 1517 Juli 25 setzte Bernhard Kirchberger zu Eggenberg außer dem Jah11- tag nach Vorchdorf fest, daß der Priester beim Seelamt und a lle Sonntage um das Gebet für Sebastian und' Rosina Kirchberger, für alle verstorbenen Glie- der des Gesch lechtes der Kirchberger, für die noch lebenden Bernhard und Susanna Kirchberger und ihre Kinder und in• Zukunft immer für den .Ältesten diesea Namens bitten soll e. Stiftsarchiv Kremsmünster, Stiftungen. Diese Ketten- stiftung legb neben der religi ösen die zweite weltliche Wurzel solcher Stiftungen bloß, die Wachhaltung der Erinnerung an die Geschlechternamen. Eine Kloster- stiftung als zweites Beispiel. 1515 Mittwoch St. Georg stiftete Magclalena, Witwe des Vinzenz Oberhaimer eine ·wochenmesse nach Gleink. Jeden Montag sollte ein Umgang im Kreuzgang mit gesungenen Responsorien bei' ihrem und ihres Mannes Grab sein, ferner Seelvesper (Placebo) und jeden Freitag bei der Wand- lung des l etzten Amtes im Chor das Tenebrae mit seinen Kollekten unter dem Geläu te der großen Glocke. StSoöLR., IJI. (Stifte), Bd. XXXXII (Gieink). 38 8 ) So verlangt der Ennser Bürger Wolfgang Kellner 149~ die Abhaltung der Laudes mit ihren Kollekten beim Karner in Lorch. Sehmieder P., Lorch und Enns, S. 30 f. , "') Der Stiftsbrief des Martin Magerlmülner fiir sein Geschlecht und di e Eppinger in die Pfarrkirche Rohrbach von 1500 verlangt das Gebet vom „Legher" aus. Pröll L., Schlägl, S. 111.

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