Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

157 Doch lassen sich vor den Erbhuldigungen und bei Landtagen in An- wesenheit von Erzherzogen Eröffnungsgottesdienste feststellen. Als Q u e 11 e n für die Aufschließung dieser Frage sind die Gottes- dienstordnungen und Bruderschaft sstatuten, Hausvorschriften für die Insassen der Spitäler und Bruderhäuser , Anweisungen für die Armen an Spendtagen, handgeschriebene und gedruckte Gebetbücher, Ritu- alien, Predigtordnungen, die Vorschriften für Feste und Begräbnisse, die Synodalbeschlüsse und in hervorragendster Weise die eigentlichen G e b e t s s t i f t u n g e n heranzuziehen. Für die Zwecke dieser Arbeit kommen diese deswegen in erster Linie in Betracht, weil' sie zugleich die wichtigste Quelle für die relig iöse Bewertung des Gebetes sind. In- haltlich sagen sie uns ein Doppeltes. Erstens die Tatsache der Um- rahmung des g·anzen Menschenlebens mit Gebet, einschließlich des Ge- denkens für di e Verstorbenen, zweitens die gegen später bevorzugte Stellung des liturgischen Gebetes . Das Mitleben des Volkes mit der Liturgie der Kirche im allgemeinen und die Anteilnahme an den Ge- beten und Hymnen der Kirche im besonderen ist vor der Glaubens- spaltung inniger als im Zeitalter der katholischen Restauration. Der ,,teutsche Herrgott" der Reformation, die deutsche Sprache im Gottes- dienst und in der Agende hatten mit der lateinischen Sprache auch das darin geborg·ene Gedankengut verdrängt und eine innere Entfrem- dung zwischen Volk und Liturgie angebahnt, welche weder die katho- lische Erneuerungsbewegung noch der Druck der politischen Gegen- reformation beheben konnte. Im folgenden sind die wichtigsten Er- gebnisse der Gebetsstiftungen kurz zusammengefaßt. Zur besseren übersieht unterscheiden wir liturgische und nichtliturgische, reine und gemischte Gebetsstiftungen. Nur die reinen Gebetsstiftungen beschäf- tigen sich mit Gebe t allein, während bei den gemischten Stiftungen die Verri chtung von Gebeten nur ein Punkt neben anderen in den Stifts- briefen ist. 2. Aus dem Umkreis der 1 i tu r g i s c h e n Geb e t s s t i f tun- gen treten eucharistische Formen, Gebete und Hymnen im Dienste der Marienverehrung und das Gebet für die Verstorbenen hervor. Euch a- r i s t i s c h e H y m n e n oder O f f i z i e n stehen in der Regel mit dem Corpus Cri sti-Umgang in der Kirche oder mit dem Fronleichnamsfest in Verbindung. Als,- Tag der theophorischen Prozession galt der Donnerstag. Die hl. Eucharistie wurde vom Sakramentshäuschen im feierlichen Zuge auf den für die Andacht bestimmten Altar übertragen. Dort wurde das Offizium vom kostbaren Leib und Blut Christi gesungen, worauf die Repositio stattfand 350 ) . Die Stiftungen von eucharistischen Ämtern 357 ) und die Zustiftungen zur Verschönerung der Fronleichnams- 35 6 ) So z. B. die eucharistische Prozession in der Nikolauski rche von Has- lach , die der Bürger Jakob Klenauer u. a. 1509 :Mai i29 stifteten. 357 ) Ein bemerkenswerter Fall is t die Stiftung e ines so lchen Wochenamtes n ach Traunkirch en durch den Vikar Siegmund Neunfe lder von Altmünster ver- mutli ch im Jahre 1532. Von diesem Jahre ist wenigst ens der „Biiuclni sbrief" seines Lebensherrn Wolfgang von Scherfenberg. Original im Orclinariatsarchiv, PA. , Fasz. Altmünster. Abschrift in H s . 339 (Herrschaft Ort), Bl. 122' ff. des -o.-ö. Landesarchivs .

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