Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

152 Buchinventare der Kirchen zeigen ein Nebeneinander von Pergament- kodizes und Drucken 333 ) . Doch war der Wert der Bücher gegenüber den früheren HandschrifteJJ stark gesunken und Buchvergabungen werden deshalb nicht mehr so hervorgekehrt wie früh er. Die diesbe- zügli che Wendung in den Ablaßbriefen entstammt den hochmittel- alterlichen Formularien und ist durch die Entwicklung· des 16. Jahr- hunderts überholt. Bei den Bücherstiftungen sind die religiös g·e- richteten Vergabungen 334 ) sorgfältig von den Widmungen zu unter- scheiden, wie sie der Geist des Humanismus den Bibliotheken huma- nistisch ang·ehauchter Klöster zuträg"t 335 ) . Nur die Verstiftungen der ersten Gruppe, welche meist liturgische Gebrauchsbücher wie Meß- bücher, Ritualien und Vesperbücher umfaßt, sind unter die Ausdruck- formen der Frömmigkeit einzureihen, di e Vergabungen der zweiten Gruppe sind eines andern Geistes Kind. Schließlich müssen in diesem Abschnitt noch die We in- u n d Ho s t i e n s t i f tun gen erwiihnt werden, welche der Kirchenkasse eine beträchtliche Summe auf der Aus- lagenseite ersparen und die Mittel für die sonstigen gottesdienstlichen Notwendigkeiten vermehren 330 ). 333 ) Die K irche von Gramas tetten z. B. besitzt am Begi nn des lG. J a hr- hunderts 3 Meßbücher auf Pergament gesch rieben, 2 gedruckte Missal ien, 1 Agende auf Pergament, 1 Eva ngeli enbii chl e in , 1 Psa lterium, 1 Ant iphonale und 2 Gra - dua le. Dieser Bi\cherschatz stell t woh l den durchschnittli ch en Bes ta nd ei ner mittleren La ndkirche' dar. Schill er L., Zur Geschichte der P farre Gramastetten, MB., Bd. XIII, S. 106 f . 334 ) 150G stiftete z. B: der Steyr er Ilatsbiirger Michael Hofer u . a. 80 fL für ein „gutes Vesperbuch" in der Stadtpfarrkirche von Steyr. Die rei che Gesam t- stiftung, die Wallfahrten nach Rom, Aachen .und Ott ingen, 32 Pf. d nach K l os ter- neuburg und di e Hä lfte eines Hauses inbegri ff, kam übrigens nic!Jt zur Dnrch- f iihruug . Da Hofer wede1• Kinder noch Blu tsverwandte oder rechtli ch e Erben hatte, zog der Kai ser a ls Landesfürs t di e Stiftung an si ch. Nach Prevenhuber K., Annales Styrenses, S. 174, haben s ich drei Höflinge, der .ka iserli che Sekretär Max 'l'reitzsauerwein, der Kammerdiener Matthäus Hofer und der Mautner in E isenerz, Hans H a ng, dieses Erbe „a usge beten" . 33 ' ) Nach Lambach z. B. verschafften Bücher 1499 Konrad Locher, 1502 Mgr . J ohannes Eglawer, plebanus in Swans, ferner e inige \Veltpries ter, die später in Lambach Profeß machten uucl Bi:i cher aus a ll en Wissensgebieten a ls Mitgift da r s treckten _wie Wolfgang Eisengeringe1' und Pani Gra f f . Sehmieder P., Breve Chroni con, pag. 23. 1522 verscha ffte der Weiser Bürger Pankraz Sche ib] Bücher und Kod izes in die Bibliothek vo11 Lambach und 1549 iibergab der .Regensburger Pri es ter Kilian Hinterböck dem K loster ei ne Anzahl Bücher gegen einen J a hr- ta.g. Ebenda., pag. 25 s: In St. F loi- ia.n f indet sich ein Kodex, den Georg Spars- gnt, 1490 K a nonikus in Mattigh ofen , se inem Freunde An gustinus Auer zum Ge- sche nk gemacht hatte. Czerny A., Die Bib li othek des Chorherr ens tiftes' St. F lo- ri an, S. 45. 336 ) 1517 Dezember 22, Linz st iftete Maximili a n I. jährlich e inen Dreiling W' e in in das Linzer Minoritenk loster aus seinem Vi zedomamt in Os terrei ch unter der Enns zur Besserung des Meßwei11es der Minoriten . Koll at ionierte Abschrift 1699 Dezember 19, StSoöLR., Städte, Bel. XCIV, Linz (Minor iten). Eine Hostienstiftung begegnet in Lasberg. 153G Freitag St. Andre (= Dezember 1) verschafften der Zechme is ter August Weber u nd M:ugret , se i ne Hausfra u, dem Fra.uenspital bei der St. Johannisk ir ch e in Freis tadt 10 Pf. d. Bürgerme is ter' und Rat von Freista dt mu ßten sich zur jährli ch en Rei chung der großen und klein en Oblaten an den hl. Ve i t nach Las ber g, die Zechl eu te von L;,sberg zur sonntäg- li chen Bitte fiir di e Stifte r und ihr Geschlecht verpfli c.hten . Stadtarchiv Frei- stadt, Religi onsak ten , Nr. 64.

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