Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

149 den übrigen Priestern einzufinden habe. Die Idee einer vita communis auch für die Weltpriester tritt in dieser Auffassung deutlich hervor. Da das Ch o r g e s t ü h 1 im Presbyterium bei fe ierlichen Anlässen auch der Aufenthalt des Ra tes der Städte und Märkte war, ist bei dieser Stiftungsgattung auch eine weltliche Wurzel anzunehmen 317 ). Die 0 r g e l als Begleitinstrument zu den liturg·ischen Gottesdiensten hatte sich im Land ob der Enns bereits seit längerer Zeit ,eingebürgert. So- viel den Quellen zu entnehmen ist, war die Orgel anfangs nicht Begleit- musik für den Volksgesang·, sondern fast ausschließlich für liturg·ische Gottesdienste. In den Meßstiftsbriefen ist scharf unterschieden zwischen dem „gesungenen Amt" und der „gesprochenen Messe" . Desgleichen gibt es gesungene und g·esprochene Vigilien. Die Stiftungsgefälle sind genau gestaffelt und nennen häufig den Schulmeister oder Kantor und die Säng·er und deren Anteile gesondert. Eine Andacht, die fast immer unter Org·elbegleitung gehalten wurde, waren die zahllosen Salve- andachten an Samstagen und Vigilien vor Marienfesten. Die g-roße Anzahl der Liebfrauenbruderschaften im Lande verbürgt über die Stiftsbriefe dieser marianischen Andacht hinaus die Abhaltung dieser Samstagvespern unter Orgelbegleitung·. Besonders nach Kirchenbränden läßt sich feststellen, daß die Orgeln in größeren Kirchen bereits ein unentbehrliches Gerät geworden waren. Unter den in diesem Fall be- sonders zahlreichen Stiftungen für die beschädigt e oder zerstörte Inneneinrichtung des Gotteshauses fehlt nie die Orgel3 18 ) . Aus den S t i f t u n g e n z u r V e r s c h ö n e r u n g d e s G o t t e s- d i e n s t es ragen die eucharistischen, die Musik- und Lichtstiftungen hervor. Die V e r eh r u n g· d e r h l. Euch a r i st i e schuf außer der jährlichen Fronleichnamsprozession, die gleichfalls mit Stiftungen be- dacht wird 319 ), die wöchentli chen Sakramentsprozessionen in der Kirche, meist an Donnerstag·en 320 ) . In den mir zugänglichen Stiftungen war nirgends von einer Aussetzung der Euchristie in der Monstranz die Rede, was wohl auch mit der Aufbewahrung des hl. Brotes in Sa- kramentserkern und Sakramentshäuschen zusammenhängt. Der eucha- 317 ) 1495 verschaffte z.B. der Steyrer "Bürger Fuchs berger d. Ä . der Stadt- pfarrkirche Steyr neue Chorstühle. Stadtarchiv Steyr, Stiftungen. 31 8 ) In Freistadt widmete zur 11euen Orgel der Katharinenkirche 1520 die Witwe Anna Gürtler 32 fl. Jäkel ·J., Die Gotteshäuser 'der Stadtpfarre Freistadt, S . 25. In Steyr legierte 1540 Hans Fuchsberger zur Aufrichtung einer Orgel 50 Pf. Kopie des Testamentes im Stadtarchiv Steyr. 310 ) 1492 September 7 schaff t der Nürnberger Biü·ger Kunz Horn 2 Güter bei Steyr in den Pfarrhof von Stey r. Der J a hresertrag dieser Giiter (3 Pf. und 4 Pf. ) sollte zur Erhöhung der Fronleichnamsfeier dienen. Stadtarchiv Steyr, Stiftungen. 1497 November 25 widmet Wolfgang Menhartshofer lG d Dienst von einem Acker zur Fronlei chnamsfe ier in Gleink. Diplom. Bd. XXVIII, nach dem Original im Klosterarchiv Gleink. 320 ) 1509 ges tattete der P assauer Bischof auf Bitte der Bürgerschaft die Einführung dieser Prozess ion in Haslach. Pröll L., Haslach, HG., Bd. V (1924), S. 3G. 1532 stiftete der Miinsterer Vikar Siegmund Neunfelder testamentarisch e in Wochenamt (corporis Chri st i) nach Traunkirchen. Aus dem Verbündnisbrief des Wolfgang von Scherfenberg 1532 Dorothea (= Februar 6) ist ni cht klar er- sichtli ch, ob sich die Stiftung des co rpus Christifestes in Tra unkirchen nur auf dieses Amt oder auch a uf eine Prozess ion bezieht. Hs . 339, Herrschaft Ort, im Linzer Landesarchiv, BI. 122· ff .

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