Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

145 Dritter Teil. Die Stiftungen für Kircheneinrichtung und Gottesdienst von 1490-1525. 1. Die vorreformatorische Stiftungstä tigkeit hat ihren Höhepunkt in der Dreiheit Gotteshaus - Altar - Meßopfer erklommen. Zum Ge- samtbilde der Stiftungen gehören indessen noch zwei Gebiet e, die man kurz mit dem Sammelnamen A u s s t a t tun g d e rI n n e n r ä um e und f e i e r 1i c h e. G e s t a 1t u n g d e r G o t t e s d i e n s t e bezeichnen könnte. Die ganze Fülle der für diese Zwecke bestimmten Stiftungen wurzelt in echter Frömmigkeit :und in dem so oft beurkundet en Gläuben an die Verdienstlichkeit der guten Werke. Mit ihnen zieht so recht erst die Farbe und die individuelle Tönung· der verschiedenen Gemeinden und '· Stifter in die Gotteshäuser ein. Die ' Glut der Spätgotik erfaßt auch die angewandten Künste und reift in den einzelnen Kunstgebieten neben einer unübersehbaren Menge des handwerklich Tüchtig·en auch kö st- liche Edelst eine aus. Diese Schöpfungen und der hinter ihnen stehende Stiftungswille müssen i n z w e i f a c h e m S i n n e a 1s A u s d r u c k s- f o r m e n d e r F r ö m m i g k e i t angesprochen werden. Das ganze Stiftungsgut ist undenkbar ohne reiche und beständig fli eßende Mittel, die eine wahrhaft großzügig·e Gebefreudigk eit voraussetzen, deren feinste Würzelchen im fruchtbaren Erdreich starker Religiosität gründen. Gestalt und Gehalt der aus der Werkst att gelieferten Arbeiten be- kunden aber andererseits diesen Geist gelebter Religion auch bei Künstlern und Handwerkern, Meistern und Gesellen. Mit Geding und Erlag der Hauptsumme allein war es noch nicht g·etan. Die Stifter er- warteten für ihr meist hart erworbenes Geld mehr als ein t adelloses Stück eines Kunst zweiges, der Me ister sollte um das Ding gerungen, einen Tropfen Herzblut darangesetzt und seinem Kind ein Stück leben- diger Seele eingehaucht haben. S ie waren eben mehr als Auftraggeber, Lieferanten und Kritiker , sie waren dies gewiß auch, aber hinter di esen Rollen stand als großes Gemeinsames derselbe katholische Glaube und schuf aus diesen verschieden geri chtet en Interessentengruppen ein kleines Abbild der unio sanctorum. Erst auf diesem Hintergrund er- halten die unten besprochenen Gegenstände und Geräte ihre religiöse Leuchtkraft. Auch die neue Sachli chkeit der Gegenwart wird von der Gewalt der Gefühl e seltsam berührt, die inmitten dieser Räume und ihrer Kultgeräte aufbrechen. Ist es das Echte„ das immer anspricht, tönt die lebendige Seele, wenn der Strahl eines Auges auf sie fällt, fühlt man sich in den Zug der Gottesfreunde aller Zeiten eingereiht? Freilich! Wie die versunkene Glocke läutet aus diesen Wunde rn der Gedanke an die entschwundene Einheit des Glaubens und verzit tert wie eine Klage über ein01n Grab, das Liebstes birgt. 2. Der Rahmen dieses Buches erfordert gebieteri sch Beschränkung. Es ist daher ganz ausgeschlossen, den ganz en Berg· von Stiftungen zur „Zier" des Gotteshauses und des Gottesdienstes hieherzusetzen. J eder der angeführt en Gegenstände verl angte seine eigene Einzeldarstellung. Es muß also mit einem Wort über di e Form dieser Stiftungen und einem kurz en Hinweis auf di e verschiedenen Arten dieser Stiftungs- g üter sein Bewenden haben. 10

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