Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

126 muten darf. Dieser ausgedehnte Bauverlauf ist wichtig zum richtigen v e r s t ä n d n i s der innerhalb und außerhalb einer Kirche einge- meißelten oder hingemalten J a h r e s z a h 1 e n. Auf Torbogen und Gesimssockeln, Säulen und Pfeilern, auf Türmen und Wänden kann man Jahreszahlen bemerken. Sie können nur so gelesen werden, daß sie eine bauliche Veränderung verewigen wollen, mehr nicht. Aus diesen Zahlen allein Anfang oder Ende eines Baues bestimmen zu wollen, ist bedenklich. Erst im Zusammenhalt mit anderen Nachrichten können sichere Schlüsse gezogen werden. Für sich genommen sagt eine Jahres- zahl nur, daß um dieses Jahr gebaut wurde 76 ) . Leider ist in den selten- sten Fällen der Na m e d e s B au m e i s t e r s überliefert. Diese Män- ner fol gt en einer alten Überlieferung ihres Standes, bescheiden hinter dem Werk zurückzustehen und so verloren sich nach Auflösung der Bauhütten rasch ihre Namen. Der Kirchenbau war so sehr gemeinsame Sache aller, daß auch der mit der Glaubensspaltung einsetzende Geist der Anklage gegen früh ere Werke der Frömmigkeit im Land ob 0 der Enns sich nie gegen die Kirchenbauten wendete. U n t e r d e n g r a- v a m i n a der Landstände wie der Bauern im Anschluß an die Er- hebung des Jahres 1525 steht k e in Wort gegen die Lasten d e s K i r c h e n b a u e s. Mit der Zerreißung der Glaubenseinheit sank auch die Kirchenbautätigkeit. Die neue Lehre brachte die gei- stigen Voraussetzungen des damaligen Baufrühlings rasch zum Ab- dorren. Es wurde um die großen und kleinen Bauhütten bald still, dagegen setzte um so lauter und heftiger der Kampf um die Eroberung der Gotteshäuser ein. Vereinzelt läuft die Kirchenbautätigkeit durch das 16. Jahrhundert weiter, manchmal durch äußere Umstände wie Brände veranlaßt. Aber die Spätgotik mit ihren beseelten Schöpfungen auf dem bescheidenen Boden des Landes ob der Enns war mit der Glaubenseinheit versunken. 2. Kirchenbauten im Land ob der Enns zwischen 1490- 1525 77 ). a) N ö r d 1i c h d e r D o n a u. Vorausgeschickt seien zunächst eine Reihe von Kirchen, die laut Datierung oder ohne Datierung auf Grund von Stilelementen der zwei- t en Hälfte des 15. Jahrhunderts 1450-1490 zugehören, da sich ihre Vollendung möglicherweise bis in den behandelten Zeitraum hinaus- zog. Zur e rst e n G rupp e gehören Kleinzell bei Neufelden (1450), Altenburg im Machland (Bau 1454 beurkundet) 78 ), Königswiesen (Schiff 1456), Hollerberg (1462) 70 ), Ottensheim (1462-1467)8°), Filiale St. Peter 76 ) So wollen auch die weiter unten s tehenden Jahreszahlen bei Kirchen bauten verstanden werden. 77 ) Auch hier ist in keiner Wei se der Ansprueh auf Vollständigkeit erhoben. Für freundliche Mitteilungen habe ich dem ausgezeichneten Kenner, Herrn Ka- nonikus Florian Oberchristi, geziemend zu danken. 78 ) Griill G. d. J., Altenburg im Machland, Linzcr Volksblatt, 1931 Juni 9, Nr. 131. 79 ) RSch., S. 229.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2