Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

121 schätzung der Messe. Besonders reich bedacht wird in der Regel außer der Pfarr- die Spitalkirche. Der Reichtum der Meßstiftungen gehört zu den hervortretendsten Merkmalen der Stadtkirchen im vorreforma- torischen Land ob der Enns 72 ). Aus den sieben landesfürstlichen Städ- ten ragen in der Zeit von 1490-1525 Steyr, Enns und Freistadt durch Benefiziumsstiftungen hervor. Allen weit voran steht das reiche Steyr und man erkennt gerade an seinem Beispiel aufs deutlichste den engen Zusammenhang zwischen der Gesamtstiftungstätigkeit und dem wirt- schaftlichen Wohl- oder Tiefstand der Städte. Die genannten drei Städte an der wichtigsten Nord-Südverkehrslinie des Landes vergaben einen Teil ihrer Einnahmen aus dem blühenden Handel an die Kirche. An zweiter Reihe folgen Wels, Linz und Gmunden, während Schöndorf- Vöcklabruck eine mehr märktische Bestiftung aufweist. Das Schaun- berger Städtchen Eferding hat seine große Anzahl Benefizien aus der Zeit vor 1490 und kann mit den Stiftung·en zwischen 1490-1525 neben Vöcklabruck gereiht werden. Nach Ausbruch der Glaubensspaltung er- heben die Städte der niederösterreichischen Erbländer wegen dieser reichen Vergabung von Geld und Gut an die Kirche den Vorwurf schwerer eigener wirtschaftlicher Benachteiligung. Das gravamen ist jedoch aus den geänderten Auffassungen vom Wert der Stiftungen her- vorgegangen und für das Land ob der Enns allein nicht bezeugt. Trotz gewisser Nebenabsichten der Stifter, wie Befriedigung des Familien- stolzes reicher Bürgergeschlechter, bleibt das Gesamtergebnis der städti- schen Meßstiftungen, Hochschätzung des hl. Opfers und frommer Sinn der Bürgerschaft, unangetastet. Knapp neben die kleineren Städte treten zahlreiche Mä r kt e, deren Bestiftung sehr reich zu nennen ist . , Viele haben ihren Hauptwunsch, eine regelmäßige Frühmesse mit einern eigenen Benefizia- ten bereits verwirklicht, andere vollziehen ihn während der genannten Zeit. Bei anderen hängt die Benefiziumserrichtung mit der Loslösung von der Mutterpfarre, also mit dem Bestreben nach Verselbständigung des betreffenden Gemeinwesens enge zusammen. Die reiche Bestiftung ist in diesem Falle ein Mittel, Orte, welche wirtschaftlich die Mutter- pfarre längst überflügelt hatten, auch kirchlich zu erhöhen und die Alt- pfarre in den Hintergrund zu drängen. über die Bestiftung der D o r f- p f a r r k i r c h e n kann mangels genügenden Vergleichsmaterials kein abschließendes Urteil gefällt werden. Der überraschende Fall von Laa- ldrchen, dessen reiche Stiftungen allerdings mit der Verselbständigung zusammentreffen, gestattet wenigstens die Annahme einer gleichdichteu Bestiftung in verwandten Fällen. Ich neige der Meinung zu, daß wirk- in die Bruderschaft von Taiskirchen. Urkundenabschr if ten von Taiskirchen, Diö- zesanarchiv, Hs. 159. Nach Haberl A., Die Altpfarre Taiskirchen, S. 435 f., be- standen dort eine Katharina- und Frauenbruderschaft. 72 ) Die Verhältnisse in den benachbarten Ländern sind vielfach ähnlich , weisen aber auch größere Unterschiede auf. Die nordböbmische Stadt Aussig z. B. zeigt eine großartige Bestiftung besonders zur Bauförderung der Marienkirche, dagegen treten die Meßstiftungen zurück. Hrdy J ., Die Aussiger Mari enkircbe vom Jahre 1426 bis zum Jahre 1538, Fortsetzung, Mitteilungen des Vereines für Gescbirbte der Deutschen in Böhmen, Bd. XLVIII (1909). S. 180-208.

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