Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

112 verliehenen Benefizien 45 ) . Die Stiftung·en im Kloster sind in sichere und unsi chere unterschieden. Zur ers ten Gruppe gehörten 88 Vigilien, darunter 13 nächtliche, mit Tumba, Kerzen, Glocken und Gesang, 90 Requiem für Verstorbene, 4 feierliche Votivgottesdienste, 29 ge- sprochene Messen für Verstorbene, 14 Wochenmessen (verschieden nach officium und Altären) und 5 Tagesmessen. Dazu kommen 4 Schaff Korn, 7 ewige Lichter und 3 Kollekten (eine jeden Freitag bei der Frühmesse auf dem Martinsaltar, die beiden anderen alle Sonn- und Feiertage nach der Predigt) . Zu den unsicheren Stiftungen zählten 12 J ahrtage mit Gebet und Eintrag·ung der Namen in den Nekrolog·, d ie Verpflichtung jedes in Garsten sich aufhaltenden Pries ters, monat- lich eine Messe für den Stifter und jedes Nichtpriesters, einen Rosen- kranz zu beten, die Verpfli chtung jedes Priesters, für Ottokar und Elisabeth, die vornehmsten Stifter, eine Messe im Jahr und monatlich eine Messe für die übrigen Stifter zu lesen, die Verpfli chtung der Pries ter, monatlich zwei Messen für die Stifter und des ganzen Kon- vent es, durch einen Priester eine Wochenmesse für die Stifter halten zu lassen. J eder Priest er wird ermahnt, wöchentlich eine Messe für die Ver- storbenen zu halten. Unsicher sind fe rner der Anteil der Stifter an allen gutenWerken, die Verpfli chtung, innerhalb zweier Oktaven die Konvent- messe feierlicher zu halten und die Applikation der Konventmesse für die vornehmsten Stifter oder die öffentlichen Notwendig·lrniten. Di ese reiche Bestiftung kann jedoch von den Konventualen ohne Mühe be- wältig t werden. Immerhin zeigt die Unterscheidung in sichere und un- sichere Stiftungen, daß manche ältere Stiftungen infolge mangelnder Verbriefung oder Verlustes der Stiftungsurkunden abgekommen oder rechtlich zweifelhaft g·eworden waren. Die Forderung· nach genauer Verbriefung der Stiftungen und zwar in doppelter Ausfertigung, sowie nach der sorgfältigen Führung von Stiftungsregistern, will sicherlich nicht nur einer bewußten Vernachlässigung· der Stiftungsverbindlich- keiten, sondern auch der Fahrlässigkeit und mangelnden Obsorg·e auf diesem Gebiete entgegenwirken. 4. Bemerkenswerte Einzelheiten aus den Meßstiftungen. a) V e rz i c h t d e r Vögt e auf di e S p o 1 i a t i o n g· e gen M e ß v e r p f l i c h t u n g e n. Die abhängige Rechtss tellung des Klerikers zeigte sich nicht zuletzt in der Unfähigkeit, über seine Habe letztwillig zu verfügen. Nicht nur das kanonische Recht' 0 ), sondern das auf Gewohnheit fußende Spo- liationsrecht der Vögte und noch mehr deren Willkür, beschränkten die 46 ) Truent, Prandstetter, Kriechbaum. 46 ) Nach alter kirchli ch er Rechtsanschauung steht dem Kleriker nur das freie Verfügungsrecht über das Vermögen weltli ch en Urspru nges zu , wogegen da s Vermögen a us kirchli chen Einkünften a n di e K irche zu fa ll en hatte. Vergl. •c , 7, X, de testameutis et ultimis voluntatibus, III, 26: De honis per Ecclesiam acquisitis, Clerici testa ri non possuut. Und c. 12, X, III, 26: De proprii s potest t es tar i C!ericus: in acqui sitis per Ecc.Jesiam etiam si sint mobilia , succedit Ecclesia vel successor.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2