Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

110 in doppelter Ausfertigung. Das eine Buch sollte beim Kirchenpropst, das andere beim Pfarrer verwahrt bleiben, nichts dürfe hinweggenommen oder radiert werden. Neue Stiftung·en seien mit Wissen und Willen der Prälaten, Kirch- und Pfarrherren, der weltlichen Obrigkeiten, Kirchen- pröpste und Kirchleute, in aller Gegenwart einzutragen und über die Eintragung sei eine Urkunde zu verfassen. Die Einhaltung· dieser Punkte hätten die Pfarrer bei ihrem Amtsantritt am Kirchring anzu- geloben. Bei den Klosterpfarren ist als weiterer Übelstand die S p o- 1 i a t i o n der inkorpori e rt e n Stiftspfarren durch d i e K l ö s t e r und als Folge der Abbruch des Gottesdienstes durch die Nachfolgepfarrer beklagt. Neue Stiftungen seien daher nicht in Klöster und Pfarrhöfe, sondern nur zu Kirchen zu machen. Die Kirch- vögte und Pröpste sollten die Vermischung der täglich einlaufenden Messen mit den Stiftsmessen (Anniversarien oder Votivmessen) ver- hindern. Die Errichtung der letzteren dürfe nur mit Wissen der Obrig- keit geschehen. In den Städten bestand die Überprüfung der Stiftungs- gebarung im Vogteirecht des Stadtmagistrates über alle Stiftungen zur Pfarrkirche 37 ) . Die D i c h t e d e r S t i f tun g e n ist begTeiflich i n d e n Städten und Klöstern am größten. Zu den Neustiftungen zwischen 1490-1525 kommen die zahlreichen Stiftungen der älteren Zeit, besonders aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ein ge- nauer Stand der Dinge ist leider nirgends zu ermitteln. Die Ansatz- punkte für Schätzungen ergeben sich in erster Linie aus der Zeit des Verfalles der Stiftungen, z. B. aus den Visitationsbefunden von 1544, oder gar erst aus der Zeit der katholischen Restauration, nach 1630. Dechant Angerer von Freistadt z. B. beklagt um . 1541 das große Irrsal betreffs der Anniversarien in den Urbaren und Registern. Er habe von ungefähr 1 3 1 g e s t i f t e t e n A n n i v e r s a r i e n a u ß e r den V o t i v mess e n und Vespern gehört, wovon der Pfarrer, die Gesellpriester, der Schulmeister und Mesner ihr Einkommen g·ehabt hätten. Leider seien jetzt die Stiftungen überall verödet und zer- rissen38) . Sein Vorschlag, Durchsicht der Urbare und Register, konnte freilich den Schrumpfungsvorgang· nicht aufhalten. Das Giltbuch de r Stadt aus 1570 weist folgende Abgaben für die nachstehenden 13 J ahr- t age aus: Jakob Stieger (1 Pf.), Wolfgang Homer (4 s), Gürtlerin (1 Pf.), Wenzel Homer (1 Pf.), Konrad auf dem Weyer (3 s und 5 s), Zinespan (6 s und 4 s), J akob hinter dem Ofen (1 Pf. und 1 Pf.), Paul von Weissenpach (1 Pf.), Ulrich hinter der Kirchen (1 Pf.), Dietrich Kürschner (5 s und 80 d), Ruprecht Curn (1 s), der alte Heyttl (1 Pf.), Toman Schwanter (4 s) 30 ). Ist auch keinesweg·s für alle Jahrtage eine 37 ) In Gmunden z. B . mußten 1524 über Befehl der ferd inandeischen Refor - mationskommission a lle Stiftsbriefe im Original oder in Abschriften dem Stadt- pfarrer zur genauen Erfüllung der Stiftungsbedingungen eingehändigt werden. Krackowizer F., Gmunden, Bd. II, S. 90. 38 ) Jäkel J., Kirchliche und religiöse Zustände in Freistadt, I. Teil (1889), s. 5. 3 9 ) Nößlböck J ., Die Entstehung Freistadts in Oberösterreich, LMB., Bd. LXXX (1924), S. 108 ff.

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