Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

108 lediglich eine traditionsgemäße Handlung vorzuliegen, die d~rch de~ Beisatz als überholt bezeichnet ist. Tatsächlich stand das Lmzer M1- noritenkloster vor seinem Ende 33 ). Als Stiftung des Königs ist dieser Fall in die obige Liste nicht aufgenommen ·worden. Er kann als Schluß- punkt der Meßstiftungen aus der Zeit vor der Glaubensspaltung be- zeichnet werden 3 •). Die g r o ß e P a u s e in den Meßstiftungen im Land ob der Enns währt bis in die Mitte des 17. J ahrhunderts. Die Zeit von 1630-1650 ist noch ganz arm an Stiftungen. Meßstiftungen vor 1630 sind im Land ob der Enns große Seltenheiten 35 ) . Erst nach den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, der in seinem ersten und dritten Abschnitt auch das Land ob der Enns erfaßte, beginnt mit dem Sieg der Gegenreformation in Österreich und dem Erstarken des ka- tholischen Lebens der scheinbar abgestorbene Baum der Meßstiftungen wieder auszutreiben. Ende des 17. und bis zur Mitte des 18. Jahr- hunderts entfaltet sich ein Reichtum der Meßstiftungen, der lebhaft an die Zeit von 1490-1525 erinnert. 3. Die Dichte der Stiftungen und daraus -entspringende Schäden. Unter den gravamina der weltlichen Landstände auf verschiedenen Tagungen des beg'innenden 16. Jahrhunderts kehrt immer schärfer der Vorwurf wieder, daß der Klerus die aus den Meßstiftungen ent- spring·enden Stiftungsverbindlichkeiten nicht einhalte. Mit größter Schärfe erhebt der Innsbruck.er Ausschußlandtag von 1518 diese An- klag·e, und zwar als gemeinsames gravamen der weltlichen Stände gegen die Geistlichkeit. Aus der eingehenden Darlegung dieser Be- schwerde geht hervor, daß nach der Auffassung der Stände sowohl die Nachlässig·keit der Kleriker, wie die große Zahl der Stiftungen an diesem übel Schuld trugen. Der Ausschußlandtag· wendete sich nicht g·egen die Meßstiftungen als solche, riet jedoch, solche in Zukunft nicht mehr in die Pfarrhöfe (Pfründenvermögen), sondern in den Zechschrein 33 ) Stauber F., Historische Ephemeriden, S. 321 f. 34 ) Die bei Krackowizer F., Archivbesichtigung (1895), S . 83, erwähnte Stiftung einer Wochenmesse eines Pinter von der Au (Pfarre Roitham) in die Stacltpfarrkirche von Gmunden im Jahre 1594, stellte s ich bei Überprüfung de s Originals a ls etwas ganz anderes heraus. Der Enkel des Stifters, Christoph Pinter, lag nämlich wegen der von se inem Großvater gemachten Stiftung im Streit mit der Stadt Gmunden, verzichtete jedoch 1594 September 1 gegen Erlag einer Geld- summe seitens der Stadt au f alle Ansprüche. Es h andelt sich al so um Tilgung einer Stiftung, die wahrscheinlich von der Gemeinde vernachlässigt worden war. Das Original der Urkunde, Pergament mit 2 anhängenden Siegeln im Stadtarchiv Gmunden, Urkunden, Nr. 75. S iegl er sind Christoph Pindtner und Zacharias Khuttner von Klunitz, kais. Einnehmer zu Gmunden. Khuttner wa r erster Ein- nehmer von 1594 Jänner 1-1600 Februar 5. Krackowizer F., Gmunden, Bd. II, S. 416. Eine \Vochenmesse stiftete Hans Pinter zu der A u, Sohn des Gmundner Bürgers Wolfgang Pinter und Hofrichters von St. Florian 1517 März 2. Kra cko- wizor F., a. a. 0., Dd . II, S. 95. Dessen Enkel Christoph II. ist 1585 Mitglied des Ritterstandes. Hoheneck J., Genealogische und historische Beschreibung, Bd. III, S. 520 und Starkenfels A., Der oberösterreichische Adel, S. 25G. 3 •) 1629 September 1 stiftete z. B. der Mondseer Hofrichter Andreas Göbl eine Wochenmesse in die Stiftskirche. Landesarchiv, Mondseer Archiva lien, ,,Stii!'t Mondseerischo Fundations Briefe" (Urkundenabschriften von 748- 1759).

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