Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

106 stiftungen erfolgt e, die sich geg·en das Ende dieses Zeitabschnittes in einer wahren Fruchtbarkeit entlud. Im Zusammenhang mit der ge- samten Stiftungstätigkeit auf dem Gebiete des Kirchenbaues und der Ausstattung der Gotteshäuser mit neuen Altären und Einri chtungs- gegenständen ergibt sich die Tatsache, daß die Kurve der Meß- stiftungen und gleicherweise die der anderen angezogenen Stiftungs- .arten ab Mitte des 15. Jahrhunderts jäh ansteigt. Dies ist umso bemerkenswerter, als es sich beim Meßopfer nicht um eine Aus- drucksform der Volksfrömmigkeit oder um irgend eine Andacht, son- dern um die zentrale Kulthandlung· der katholischen Religion handelt. Der religiöse und kirchliche Sinn des Landes ist durch die Schäden und Gebrechen im kirchlichen Leben der Zeit nicht nur nicht ge- brochen, sondern geradezu gesteigert worden. Sicher nicht ohne Be- einflussung der drangvollen Zeitereignisse in der Politik. Innerhalb des Zeitabschnittes von 1490--1517 halten sich die Meßstiftungen a~f der gleichen Höhenlag·e. Mit 1518 beginnt sich die Kurve deutlich zu senken, fällt von 1518-1522 immer rascher und steiler, zeigt von 1522-1530 noch einig·e Erhebungen und erlischt bis 1550 gänzlich. Für die meisten Orte ist bereits vor 1520 Schluß, die Jahre 1520-1522 können als Ausgang der allgemeinen Meßstiftungstätigkeit bezeichnet werden. Die Meßstiftungen nach 1522 sind bereits Ausnahmen und verdienen daher besondere Beachtung. Di e s e r üb er rasch e n d jäh e Abbru c h der M e ß s t i f tun gen z e ig· t deutlicher als allgemeine Redewendungen und einzelne früh e Verbindungen obderenn- s ischer Adeliger und Städte mit Wittenberg, wie rasch di e 1u t h e- r i s c h e n I d e e n i n d a s L a n d o b d e r E n n s e i n g e- d r u n g e n w a r e n u n d w i e g r ü n d 1i c h s i e m i t d e r B r an d- m a r k u n g· d e r „Werk h e i 1i g k e i t" d e n Stiftung· s tri e b in se in er ·v orn e hmsten Auswirkung gekn i ckt hatten. Dieser Umschwung innerhalb vier Jahre offenbart die heute kaum mehr vorstellbare Kraft, mit der die Bewegung der Kirchen- reform, als die sie sich ursprünglich gab, aufbrach und durch die deutschen Lande brandete. N a c h 1 5 2 2 lassen sich bisher im Land ob der Enns ohne jeden Anspruch a uf Vollständigkeit f o 1g· e nd e Me ß s t i f tun ge n nach- weisen: 1523 Gmunden, 1524 Wels, Windhag b. Perg, 1525 Haag a. H. , 152($ Ottensheim, St. Veit i. M. (?), 1529 St. Pet er a. W., 1531 Linz, 1532 Lambach, 1533 Schlägl, 1535 Steyr, 1536 Neumarkt a. H., 1539 Saxenegg, 1540 Garsten, Steyr, 1542 (Testament von 1539) Eferding, 1549 Freistadt, Lambach. Ohne St. Veit sind das 17 Stiftungen, darunter 5 Benefizien. (Windhag, Haag, Neumarkt, Saxeneck, Garsten) und 3 Wochenmessen (Linz, Schlägl, Steyr) . Unter den Orten finden sich siebenmal Städte (Gmunden, Wels, Linz, St eyr zweimal, Eferding, Freistadt), viermal Klöster (Lambach zweimal, Schlägl, Garsten), zwei- ma l Schlösser (Windhag, Saxenegg'), dreimal Märkte (Haag a. H., Ottensheim, Neuma rkt a . H.) und 1 Dorf (St. Pet er a . W.). Von den Stiftern sind 7 Bürger, 2 Adelige, 6 Geistliche und 2 unbestimmten Standes. Die letzten 3 Meßstiftungert stammen von Geistlichen. Und zwar bestimmt sich Pfarrer Hans von Pranndt von Eferding (t 1542)

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