Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

104 Die gewöhnlichsten Formen sind Vigil, 1 Requiemsmesse mit Grab- besuch (,,Begängnus"), 1 Vigil, 1 Seelenamt und 1-2 Stillmessen o~er 1 Vigil, 1 Seelenamt, 1 Lobamt mit 2-12 Stillmessen. Seltener smd drei Ämter 10 ), vereinzelt ist eine Prozession mitgestiftet 20 ) . Nie fehlte der Grabbesuch mit dem Placebo und der Einsegnung. Die übrigen Sollemnitäten decken sich mit denen bei der Exequienmesse. Frauen- tage, die g·elegentlich als Termine für die Lobämter angegeben sind, künden von der Marienverehrung dieser Zeit 21 ). Lautet die Stiftung auf 2 Anniversarien, so beziehen sich diese in der Regel auf Mann und Frau. Es kommt indes auch der gregorianische Dreißiger als Jahres- stiftung"2) und sogar die Tagesmesse als Gedächtsnisstiftung für einen Verstorbenen 23 ) vor. Enge verwandt mit dem Anniversar und manchmal nur eine ge- steigerte Form desselben verkörpernd 24 ), aber doch meist nicht gänzlich auf das Gedächtnis von Verstorbenen eingestellt, sondern auch andere Seiten des Glaubens wie Eucharistie, Marien- oder Heiligenverebrung betonend, sind die Q u a t e m b e r s t i f tu n g e n. Die Gottesdienste im Quatember (Woche nach dem Aschermittwoch, die Pfingstwoche, die Woche nach Kreuzerhöhung = 14. September und nach dem Fest der hl. Lucia = 13. Dezember) tragen dem Buß- und Betcharakter dieser Zeiten Rechnung. Fällt der gewünschte Tag auf einen Sonntag, so werden Vigil, Beleuchtung der Bahre und der Grabgang am Sonn- tag, die Ämter am Montag gehalten 25 ). Die Formen wurden schon auf- gezählt. Die Ausstattung des Stiftungskerns ·war meist sehr fei erlich 20 ) . 19 ) 1517 l egierte Sebastian Kh·chberger zu Eggenberg eine Gohlkette in den Zechschrein U. 1. Frau zu Vorchdorf. Sein Bruder Bernhard verkaufte die Kette um 100 fl. und verstiftete dafiir Gründe und Dienste nach Vorchdorf gegen eine Vigil, ein Amt (de 'l'rinitnte), ein Seelenamt mit Bitte für d ie Kirchbergc r, ein Amt (do assumpta B. M. V.) und 12 Messen . Stiftsarchiv Kremsmünster, Stif- tungen. 20 ) 1516 November 28 z. B. stiften Hans und Ursula Angerschmid ein Aigen in die Frauenbruderschnft von Kematen a . Kr. gegen Vigil, Prozession, Lobamt (Assnmptio), Seelenamt und zwei Messen. Stiftsarchiv K1·emsmiinster, Stiftungen. 21 ) 1512 Dezember 31 schenkte Lorenz Sinzendorfer zu Achleiten einen Dienst nach Kematen gegen Lobämter an 5 Frauentagen zu Ehren Mariä, für seine Seele und sein Geschlecht. Stiftsarchiv Kremsmünster, Stiftungen. 22 ) So setzt z. B. Katharina Lehrpeutl von Steyr in ihrem Testament von 1503 jährlich 30 Messen für sich fest. Stadtarchiv Steyr , Stiftungen. über di e Ent- stehung und Mißdeutung der gregorianischen Messen vergl. Franz A., Die Messe im deutschen Mittelalter, S. 245 ff. 23 ) Nach Florian waren für ein Mitglied des Hauses Starhemberg 365 Messen gestiftet. Czerny A., Aus dem geistlichen Geschäftsleben etc., S. 52. 24 ) 1518 März i3 stiftet z. B. der Weiser Benefiziat Lorenz Mitternauer zwei Jahrtage in dei· Fasten und im Herbstquatember. ifei ndl K., Wels, Bd. II, S . 78. ") 1494 März 8 z. B. vergabt der Kaplan der Elendzeche in Steyr, Georg Straßer, einen Zehent nach Pfarrkirchen bei Hall gegen Quatembergottesdieuste unter obiger Dedingnng. Stiftsarchiv Kremsmünster, Stiftungen. H) 1513 Mai 17 z. B. ver gabten Hans Gwalt, seine Hausfrau Margret uud seine Schwester Margret Gwalt das Gut auf der Sendlleiten und ei ne Wiese an die Pfarrkirche Viechtwang gegen folgende Gottesdienste: Fiir jede der drei Personen ist na ch ihrem Tode ein Gottesdienst mit 6 Priestern an 3 Quatembern a uf das feier lichste zu begehen, auf der Kanzel zu verkiinden und ein Yolles Jahr fiir sie zu beten. Stiftsarchiv Kremsmünster, Stiftungen.

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