Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

102 eines klerikalen Proletariats bei. Die Übernahme mehrerer Messen be- günstigte ferner die Pfründenkumulation und führte bei dem sinkenden Kaufwert des Geldes zu Abstrichen an den Stiftungsverbindlichkeiten s owie zu gänzlichen Vernachlässigungen. Die immer dringlicheren "Klagen der Bürgerschaft über die Nichtbeachtung der Stiftungsver - pflichtungen seitens der Kapläne und Altarist en liegen hauptsächlich a uf diesem Gebiet. Häufig' sind Wochenmessen mit Jahrtagen zusammen ges tiftet. Für die Geschichte von Filialpfarren ist zu beachten, daß die Wochenmesse häufig der Vorläufer der Tagesmesse ist, mit deren Stif- tung der Grundst ein zur Pfarrentwicklung gelegt ist. Auch diese Stiftungsgattung wird wie auch alle übrigen manchmal von den Erben .a ufgehalten und die rechtskräftige Enichtung im Prozeßweg verhindert. Ein bemerkenswerter Fall liegt in St einerkirchen vor. Ein Ritter stift et e dorthin eine Wochenmesse als Sühne für einen Mord. Die Einzelheiten über diese Meßgattung find en sich unter den Regesten. Hier sind unter Abweisung jedes Anspruches auf Vollständigkeit nur die Orte und J ahreszahl en der Stiftungen dieses Umkreises aufgezählt. Achleiten (1523)1 1 ), Ebelsberg (zwischen 1478-1498), Eggenberg (1508), Enns (1510), Freistadt (1494, 1508), Gleink (1515), Gmunden (Anfang des 16. J ahrhunderts, 1504, 1517 zweimal), Haslach (1508?), Kl einzell (1495), Kremsmünst er (1494), Lasberg (1490), Leonfelden (1500), St. Leonhard, Filiale von Spital a . P. (1492), Linz (1491, 1496, 1497?, 1506, 1531), Ort am Traunsee (1521), Pulgarn (1511, 1500), Rohr- bach bei St . Florian (1501), Sarleinsbach (1509), Schlägl (1498, 1534), St einerkirchen a. d. Traun (1494), St eyr (1494, 1535), Traunkirchen (1508), Walding (1513), Wartberg ob der Aist (1507), Wartberg a. d . Krems (1491), Weißkirchen (1502), Wels (1503). Es sind also Städte, Klöster, g-rößere Orte, Schloßkapellen und kl eine Filialkirchen vertret en. c) E in z e 1m esse n (,,See 1gerä t", ,,J a hr t age", Q u a- t e m b e r s t i f tun ge n). Die weita us größte Gruppe der Meßstiftungen ist die der Einzel- messen. Es sind hauptsächlich drei Unterabteilungen, das eigentliche Seelgerät 12 ), oder die Gottesdienste im Zusammenhang mit der Be- sta ttung, die Anniversarien (,, J ahrtage") am J ahres tag des Todes und Meßstiftungen für verschiedene Zeiten des J ahres, besonders Qua t ember- rnessen, zu unterscheiden. Häufig kommen die einzelnen Gattungen ver- mischt vor, wie sie sich auch mit Tages- und Wochenmessen verbinden. Im einzelnen ist folgendes zu bemerken. Als einfachst e Form der Ex e q u i e n m e s s e am Begräbnistage erscheint in den Stiftsbriefen ei11 Requiem mit einigen Beimessen, Ver- 11 ) I s t nur di e E r neuerung des a lten verschwundenen Stiftsbriefes über dre i \Voch enmessen. 12 ) Der mittela lterli che Ausdruck „Seelger ä t" a ls Inbegriff a ller Gottes- d iens te für e inen Verstorbenen komm t in cl en Stif t sbri efen zwisch en 1490- 1525 zwar noch vor, is t a ber im Erl ösch en.

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