Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

98 feierliche Gestaltung des Gottesdienstes. Daran schließt sich die Dar- stellung der verschiedenen A n d a c h t s f o r m e n, zunächst des Ge- betes, wobei den Gebetsstiftungen ein Hauptaugenmerk gewidmet wird, sodann der mittelbaren Gottesverehrung im Marien-, Heiligen- und Reliquienkult. Fürsorge und Nächsten 1i e b e kommen in den sozial-karitativen Stiftungen zum Wort und schließen den Abschnitt über die Ausdrucksformen der Frömmigkeit ab. Wenn im Anhang des zweiten Kapitels die S t i f t u n g e n au s d e r s p ä t e r e n p r o t e- s t ant i s c h e n Zeit behandelt werden, so g·eschieht das, um das Wiederaufleben der Stiftungstätigkeit unter veränderten religiösen Vor- aussetzungen aufzuzeigen und aus der Gegenüberstellung die Eigenart beider Formen stärker herauszuarbeiten. I. Messe und Meßstiftungen 1490-1525. Erster Teil: Die Grundfragen. 1. Zur Bedeutung der Frage. Am Schnittpunkt aller Wege und Strömungen des religiösen Le- bens der vorreformatorischen Zeit steht das hl. Meßopfer und seine Feier. In überwältigender Weise tritt uns diese beherrschende Stellung der Messe in den Meßstiftungen, in den Neubauten und Erweiterungen der Gotteshäuser und in der Aufstellung neuer Altäre entg·egen. Der innere Zusammenhang zwischen dem hl. Raum und seiner Ausstattung, dem hl. Tisch und dem großen Mysterium katholischen Glaubens ist unverkennbar. Noch eindringlicher spricht die tiefe Wertschätzung und Andacht zur hl. Messe in allen Kreisen des Volkes aus den genannten Stiftungen. Zwei Momente fallen bei der Stellung der Messe sofort auf. Es sind dies die Selbstverständlichkeit in der Anerkennung der Eucha- ristiefeier als des relig·iösen Mittelpunktes und die Lebendigkeit des Glaubens, die sich in der Art der Meßfeier äußert. Die Erforschung dieses vornehmsten Zweiges der Stiftungstätigkeit im Land ob der Enns ist keineswegs abgeschlossen. Die nachfolgenden Meßregesten wollen nur eine Beihilfe für die Orts- und Pfarrgeschichten sein und die Aufmerksamkeit der Ortsforscher auf dieses Gebiet lenken. Es sollte in'• Zukunft keine Orts- noch viel weniger eine Pfarrgeschichte des Landes g·eben, die nicht das Stiftungswesen sorgsam beachtete. Kein Gegenstand führt besser in das innerkirchliche Leben der Pfarre ein als die Erforschung der Meßfeier. Diese wirft aber auch für zahl- reiche andere Gebiete reichen Gewinn ab. Sie bietet wertvolle Auf- schlüsse für die Liturgiegeschichte (Meßformulare, Festgrade), Hagio- graphie (Lieblingsheilige durch Angabe der Tage, des Altares, der In- tention), relig·iöses Brauchtum (Totenfeier, Verwendung des Lichtes„ Benediktionen, Vespern), Familiengeschichte (Stifter, Mitstifter, Siegler),, Zunftgeschichte (Meister und Älteste von Bruderschaften und Zünften), Wirtschaftsgeschichte (Stolgebühren, Dotation in Geld, Gilten, Diensten und Liegenschaften, Häuservergabungen, Abkommen von älteren Stif- tungen durch Geldentwertung), kirchliche Topographie (Haupt-, Mutter-,.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2