Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

88 5. Eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse der „ge ist- 1i c h e u L e h e n s c h a f t" u n d V o g t e i leitet von selbst auf den Bereich der innerkirchlichen Verhältnisse über. Von 176 Pfarren der PM. sind 144 geistlicher Verleihung (36 Bischof, 101 Klöster , 7 Pfarrer), 7 vergibt der Landesfürst, 25 Adelige. Das künftige Ver- hältnis 151 : 25 oder abgerundet 6 : 1 verschiebt sich wesentlich zu ungunsten der katholischen Seite durch die Unzuverlässigkeit der Teil- faktoren, welche die katholische Gruppe bildeten oder bilden sollten sowie durch die Vogtei. Leider steht für die Erforschung· der Vogtei- verhältnisse nicht mehr das g·anze Pfarrnetz, sondern nur die ver- kleinerte Basis der 1544 visitierten Pfarren, zusammen 106 zur Ver- fügung. Es stellte sich heraus, daß der Adel allein 54¼, alle übrigen Vogteiinhaber zusammen 49¼ Pfarren (Kaiser 13½, Landesfürst 11 , Bi schof 10, Klöster 15) bevogteten, daß aber auch dieses Verhältnis durch offene oder g·eheime Untreue der ausübenden Vogteiorgane auf der Seite der katholischen Gruppe sich g·anz bedeutend zugunsten des Adels verbesserte. Das heißt, a n und für s i c h verg ibt .d e r Adel j ede siebente Pfarrkirche und b evog·t e t j e d e z w e i t e, in Wirklichkeit darf man unter dem Gesichtswinkel der Glaubensspaltung· in der Vogtei eher zwei Drittel der Pfarrkirchen als unter lutherischen Vögten stehend zählen. Der Einfluß der Herren und Ritter auf di e Besetzung· der Pfarrkirchen des Landes ist also gewaltig. F ü r m e h r a 1s d i e H ä 1f t e a 11 er P f a r r k i r c h e n b e- s tim m t vo n A nf a n g h e r der A d e l pr akt i sc h die Pfarrherr e n! Er sucht aber in den Relig·ionskämpfen des 16. J ahr- hunderts die Vogteirechte beharrlich weiter auszudehnen und bedient sich der Lehenschaft und Vogtei als der vornehmsten Mittel für die konfessionelle Besitzerweiterung. Die PM. verzeichnet ferner 113 Kur a ·t s t i f tun ge n , außer den Pfarren, von denen dem Landesfürsten 10, der Geistli chkeit 22 1/2 und dem Adel und der Bürgerschaft 75¼ zustehen 473 ) . Die 28 neuen Be- nefizien zwischen 1490-1525 (15 in Städten, 8 in g-rößeren Orten, 5 in Burgkapellen) dürften trotz 2 geistlichen Stiftern mit der Lehenschaft sämtliche Adel und Bürgerschaft zugekommen sein. Da Bürgermeister, Richter und Rat in den meisten Städten schon sehr früh, nach 1550 aber ziemlich allgemein auch in den Marktkommunen sich dem Luther- tum zugewendet hatten, darf man in konfessioneller Hinsicht Adel und Bürgerschaft zusammenrechnen. Daher stünden 75¼ oder mit den Neu- gründungen 103¼ Benefizi en unter protestantischem Einfluß 33¼ in katholischen Händen geg·enüber. Es kommt gewiß nicht auf die Zahl en an, denn auf beiden Seiten gingen Benefizi en ein, wohl aber auf das Verhältnis und dieses steht wie 2.2 zu 1 oder mit den Neug-ründung·en wie 3 : 1. Es ist für die Entwicklung in den Städten und Märkten -richtunggebend, daß die p r o t e s t a n t i s c h e n B e n e f i z i e n -den katholis c h e n um m e hr a ls d as Dopp e lt e od e r g ar um das Dr e i fa c h e üb e r 1e ge n sind. Bei diesem Sach- verhalt ist der Katholizismus in den gTößeren Orten schon aus diesem 473 ) 5 unbesti mm t.

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