Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

86 sehen 1490-1536 6 verselbständigte Filialen, von denen eine bereits unter den Pfarren der PM. mitgezählt 'ist. Das Land ob der Enns hatte daher bei Beginn der Glaubensspaltung 181 Pfarren. Von den 176 Pfarren der PM. sind 144 geistlicher Lehenschaft und zwar 36 bischöf- liche, 101 inkorporierte Klosterpfarren und 7 stehen Pfarrern zur Präsen- tation zu. 9 Inkorporationsinstitute mit 17 Pfarren liegen außer Landes, so daß den 15 landständischen Klöstern nicht wenig·er als 84 Pfarren inkorporiert sind. Me h r a 1 s d i e H ä 1 f t e a 11 e r P f a r r e n d e s L a n d e s s i n d d e m P r ä 1 a t e n s t a n d a 11 e i n i n k o r p o- r i e :r t! Wie sollten sich diese Pfarrinkorporationen, den Klöstern viel- fach zur Aufbesserung des Klostervermögens gegeben 471 ), in der Zeit der Glaubensspaltung rächen, welch schwerer Schaden erwuchs daraus der Diözese und der Kirche. Schon vor der Reformation sind die Stifts- pfarren vielfach mit Weltpriestern besetzt, ein Recht, das sich die Klöster wiederholt unter ihren Freiheiten bestätigen ließen 472 ), das jedoch in verschiedener Hinsicht für die Seelsorge schädlich war. Als die frühere Klosterzucht verfiel und verschiedene Prälaten selbst ab- fielen, bildete sich die Erscheinung heraus, daß die Verweser der Stifts- pfarren sich verheirateten und lutherisch predigten, ohne daß selbst die Visitationen sich besonders bemühten, hierin Wandel zu schaffen. Man mußte eben zu allererst in den Klöstern und Prälaturen selbst Ordnung schaffen. Unter den inkorporierten Klosterpfarren sind drei Stadtpfarren Steyr (Garsten), Gmunden (Niedernburg·) und Vöck- labruck (St. Florian), während drei weitere Stadtpfarren (Linz, Enns, Freistadt) der Bischof von Passau und Wels der Kaiser vergibt. Efer- ding ist schaunbergisch. Die A 1 t p f a r r e n gehen größtenteils auf den geistlichen Besitz auf, einig·e wenige dieser Pfarren besitzt der Kaiser bezw. der Landesfürst, der Adel nur Eferding·. Nach Mächtigkeit und Bedeutung führen die bischöflichen Pfarren, dann folg·en der Reihe nach der Kloster-, der kaiserliche und der Adelsbesitz . Ein Blick auf die Karte des Landes zeigt, daß der D i c h t e nach das Pfarrnetz sich ziemlich gleichmäßig über das Land ob der Enns ausbreitet. In den Gebirgstälern des Salzkammergutes, des Windischgarstner- und Steyertales entsprach die Zahl und Lage der Pfarrkirchen der gerade in diesen Gegenden stärkeren Bevölkerung beim Salz- und Eisenwesen weniger. Von einer s e e 1 sorg 1 ich e n Ver nach.lässig u n g in der äußeren Pfarrorganisation kann jedoch w o h 1 i n k e i n e m V i e r t e 1 d e s L a n d e s d i e R e d e s e i n. Dazu tritt das reiche Geäst und Gezweig·e der Filialen und Zukirchen, von denen die Mu t t e r p f a r r e n umgeben sind. Dieses System der Großpfarren mit reichem Filialnetz bedingt von selbst eine größere An- 471 ) Zedinek W., Die rechtliche Stell ung der klösterlichen Kirchen, insbeson- dere Pfarrkirchen, in den ehemaligen Diözesen Sal zburg und Passau und ihre Entwicklung bis zum Ausgang des Mittelalters, S. 199. 472 ) Unter den Freiheiten bezüglich der inkorporierten Stiftspfarren, die z. B. der päpstliche Legat Kardinal Bernhardin Carvajali 1508 Mai 30 für Krems- münster bestätigte, ist u. a. das Rocht erwähnt, diese Pfarren mit Weltpriestern oder Stiftsmitgliedern zu besetzen. Hartenschneider U., Darstellung von dem Stift Kremsmünster, Kirchliche Topographie, Bd. III (1830), S. 109.

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