Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

84 2. Im kirchlichen Leben des Landes ob der Enns spielen beim Mangel eines Landesbischofes und einer Bischofstadt mit Kathedra le und Domkapitel d i e a 1t e n L a n d k 1ö s t e r die Hauptrolle. Trotz der acht Städte des Ln,ndes ist die kirchliche Kultur vor der Glaubens- spaltung noch immer als Klosterkultur anzusprechen. Alter, Zahl , Rechtsstellung und die innere Verfassung der fünfz ehn alten Land- klöster erhärten diese Tatsache. Sie sind auch rein siedlungsgeschicht - lich beachtenswert 408 ) . Die älteren, Mondsee (748), Kremsmünster (777), Abtei am Traunsee (?, Traunkirchen 909 erwähnt), St. Florian (1071 den Chorherren übergeben), liegen an der Grenze römischen Kultur- landes und ungerodeter Forste. Diese Lag·e allein schon weist den Häusern ihre Aufgabe g·egenüber der Vergangenheit und der Zukunft und begründet ihre spätere rechtliche und wirtschaftli che Stellung. Die z w ö 1 f K 1ö s t e r d e r z w e i t e n G r ü n d u n g s e p o c h e siedeln an den wichtigsten V e r k e h r s w e g e n. An der T r au n 1in i e erstehen Traunkirchen (Gründungs jahr unbekannt)4~ 0 ) und Lambach (1056), an der Enn s Garsten (selbständige Abtei seit 1111) und Gleink (1120), Don a u 1in i e Baumgartenberg (1141), Wilhering (1146), Waldhausen (1149), Engelszell (1293), Pulgarn (1303), an den Nord- Südlinien des Landes Spital a . P. (1190), Schlägl (1218) und Schlier- bach (1355). Sämtliche fünfzehn Klöster waren Grundherrschaften, die größeren von ihnen hatten eine ganze Anzahl inkorporierter Pfarren, ihre Vorstände bilden nach dem Emporkommen der Landstände den Prälatenstand. Die ersten neuen Züge in das Antlitz dieser kirchli chen Landkultur trugen die Minoritenklöster des 13. Jahrhunderts, Wels ( 1280), Linz (um 1284) und Enns (vor 1309) ein 470 ) . Aber auch die Me ndikant e nklö s t e r d e r dritt e n Gründun g szeit Steyr (Dominikaner 1472), Pupping bei Eferding (Franziskaner, 1478), Mauthausen (Karmeliter, 1494) und Obertalheim bei Vöcklabruck (Paulaner, 1497), konnten den kirchlichen Grundcharakter des Landes ob der Enns nicht wesentlich verändern. Es gab nach wie vor keinen kirchlichen Mittelpunkt des Landes, sondern die Klöster waren als kirchliche Kraftpunkte über das ganze Land verteilt. Weder die be- rühmte Wallfahrt nach St. Wolfgang, noch die prächtigen Kirchen- großbauten von Eferding und Steyr oder die reichen Benefizi enstiftun- gen in den meisten Städten konnten die ländliche Eigenart des ldrch- lichen Lebens verwischen. Bei dieser Bedeutung· der Klöster für das kirchliche Leben des Landes begreift man es, wieso von ihrer Haltung· der Sieg des Luther- tums und der Untergang der alten Kirche oder die Behauptung· und die Verjüngung des Katholizismus in so hohem Grade abhingen. Die Lage der katholischen Sache wurde kritisch, als sich die Klöster geistig zersetzten und - wie am Pegel der Visitationen abzulesen ist - Herde für die Ausbreitung des Protestantismus zu werden drohten. 46 8 ) Berger F., Das Land ob de r Enns , Sammelba nd Obe rösterr ei ch , S. 272 ff. 469 ) über dio Gründun gssa ge G. Frieß, Geschichte des ehema li gen Nonnen- kl osters 0. S. B. zu Traunkirchen in Oberös terreich, Wi en 1895, S. 4 f f. 470 ) Hittmair R., Der J ose fini sche Klosters tnrm im Lnud ob der Enns, S. 22.

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