Karl Eder - Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung

75 dritte Abart dieser Gruppe treten die mitunter sehr geräumigen S c h 1o ß k a p e 11 e n hervor, die gleichfalls von der zuständigen Pfarre aus pastoriert werden. Von den überaus zahlreichen Haus- und F13ldkapellen ist hier abgesehen. Die Verhältnisse sind in dieser Gruppe sehr verwickelt und vielfach undurchsichtig. Auch einläßliche Orts- forschung wird kaum alles Dunkel aufhellen. Vor allem wird man sich hüten, jetztzeitliche :Maßstäbe der Seelsorge in das 16. Jahrhundert zu übertragen. Alles Schematisieren führt von der Wirklichkeit ab, die damals bunte Verschiedenheit war. Eine förmliche Hilfswissenschaft ist ohne Zweifel das Stiftungswesen. / Di e g rundl ege nd e Bedeutung· d i ese r Gottes- häus e r liegt darin, daß sie auf dem Weg, den das Luthertum bei der Eroberung des Landes ob der Enns nahm, den ersten Abschnitt bilden. D i e r e 1i g i ö s e N e u e r u n g z i e h t v o n d e n S c h 1o ß- k a p e 11 e n üb e r N e b e n- u n d Z u k i r c h e n z u d e n A d e 1s- n n d Pfarrkir c h e n. Die stark ausg·esetzte örtliche und recht- liche Lage dieser Kirchen im Rahmen der Großpfarren bringt es mit sich, daß sie dem Ansturm der lutherischen Ideen am ehesten er- lieg·en. Als im letzten Viertel des Jahrhunderts der Glaubens- spaltung· die Gegenreformation ansetzte, bot sich auch in Öster- reich ob der Enns ein merkwürdig·es Schauspiel. Die katholischen I'farrkirchen stehen vielfach leer, irgend, eine kleine Nebenkirche ist der Mittelpunkt einer neuen Gemeinde g·eworden. Große Stadt- ldrchen liegen öde, irgend eine Adelskirche in ein bis zwei Stunden Entfernung kann den „Auslauf" aus den Städten nicht fassen. Als Rudolf II. den Adel in die Schranken der Religfonskonzession zurück- wies, entbrannte ein wütender Kampf um diese kleinen Kirchen, welche die Hauptstützpunkte der kaum organisierten Seelsorge der A. C. dar- stellten. In landesfürstlichen und kaiserlichen Dekreten tauchen Na- men auf, die außer dem Ortskundig·en kaum dem Landsässigen ver-• traut sind. Aus dieser Epoche leidenschaftlicher Kämpfe fällt das hellste Licht auf die vorgenannte Gruppe von Kirchen, die später wie- der in das Dunkel der Bedeutungslosigkeit versinken. Die nachstehende übersieht gliedert sich in zwei Teile: Zu- und N e b e n k i r c h e n und S c h 1o ß k a p e 11 e n. Eine genaue Dar- stellung unter Berücksichtigung der Geschichte ieser Kirchen ist hier nicht beabsichtigt, Wichtigeres ist ang·emerkt. Der Reihenfolg·e nach kommen Hausruck, Traunkreis und Mühlviertel daran. Die Dekanats- einteilung folgt dem Generalschematismus der Diözese Linz von ·w. Dannerbauer. a) Zu- und Nebenkirchen. 1. Im Hausruck. Im Dekanat Sc hwan e n stad t 433 ) lagen: Aichkirchen (Ga- spoltshofen)434), Altenhof (Gaspoltshofen), Ampfelwang (Atzbach), Des- 433) Dekanat besagt bei dieser übersieht Dekanat des 19. Jabrbnnclerts. 43 4 ) Die Pfarre imme r in Klammern.

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